Gleisdorfer
Stadtjournal
[26•02]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #12

Bernhard Kurtz
Von Martin Krusche

Elektro Kurtz ist eine markante Position am Hauptplatz. Das Anwesen wurde von Bernhards Urgroßvater Camillo Kurtz gekauft. Hinter dem Haupthaus befand sich, wie damals üblich, eine Landwirtschaft. Der leidenschaftliche Unternehmer betrieb auch eine Kaffeerösterei, ein Hotel in Bad Gleichenberg.

Wo heute im Geschäft die sogenannte "Weißware" angeboten wird, Waschmaschinen, Kühlschränke, befand sich einst die Ordination von Camillos Sohn August. Der Arzt hatte dahinter, wo heute das Warenlager ist, seine Wohnung.

Eigentlich sollte Augusts älterer Sohn Karl Arzt werden. Aber er war dem Technischen leidenschaftlich verbunden. Also wurde sein Bruder Walter Arzt. Karl machte aus seiner Leidenschaft einen Beruf und einen Betrieb. Er war schließlich ausgebildeter Meister, Radio- und Fernsehtechniker. Und baute das Geschäft ursprünglich in der Bürgergasse auf. Damals waren Verkauf und Reparatur von Radios die Hauptsache. Fernseher kamen allmählich dazu.

Mitte der 60er-Jahre siedelte der Betrieb an den heutigen Standort. Und machte vorerst nur die Hälfte des heutigen Geschäftsraumes aus. Links bestand noch die Ordination von Bernhards Großvater. Bernhard ist praktisch mit dem Geschäft aufgewachsen. Rückblickend sagt er: "1970 bis 90 war eigentlich die gute Zeit. Man konnte kalkulieren und investieren." Eine Konkurrenzsituation sah er in Gleisdorf nicht. "Es haben damals alle recht gut leben können."

Heute ist die Situation völlig verändert. Jeder Supermarkt bietet viel von den Artikeln an, die im Fachgeschäft Standard sind. Und die großen Ketten. Kurtz: "Es gibt da immer weniger private Unternehmer. Gegen die Großflächen kommst du mit der Auswahl nicht an." Deswegen setzt er auf Beratung, Service, Qualität. Kurtz hat die HTL absolviert, Elektrotechnik gelernt, war lange im Kundendienst tätig. Diese Art von Kundenkontakt hat ihm eine Vorstellung verschafft, wie wichtig es ist, den Bedarf von Menschen zu bedienen: "Was braucht wer?"

1991 hat er das Geschäft von seinem Vater übernommen. Und die Erfahrung gemacht: "Wenn wer glaubt, daß er besonders billig kaufen muß, der komm schon noch zu mir." Zum Beispiel, wenn jemand vom Diskonter eine Tiefkühltruhe heimschleppt, um festzustellen, die ist so laut, daß ihm das Kind dauernd aufwacht.

"Im Prinzip bin ich ein Problemlöser." sagt er. "Mit einem schnellen, niedrigen Preis halte ich die Kunden nicht, denn die gehen auch woanders hin." Aber was man laufend braucht, ob Ersatzteile oder Batterien. Rund um den speziellen Service. Kurtz sagt, er sei ein sehr emotionaler Unternehmer, der auf das Flair eines Familienbetriebes setzt. "Das ist hier Teamarbeit. Und ich vertraue meinen Leuten total." Das werde ihm vom Personal mit entsprechend persönlichem Engagement vergolten. Seine erfahrendste Kraft ist seit 26 Jahren im Haus.

Geschäftlich setzt Kurtz sehr auf das Einzugsgebiet. "Ohne unsere Umgebungsgemeinde würde das nicht gehen." Und auf die Beachtung von Trends. "Da boomt zum Beispiel das Geschäft mit Satellitenanlagen. Bevor die ihren Höhepunkt haben und wieder absinken, kommt was anderes daher. Telekommunikation. Die Menschen erfinden ja immer wieder etwas." Und so greifen die Wellen des Geschäftsganges ineinander. Wenn man angemessen darauf reagiert. "Ich muß halt immer neue Schwerpunkte finden." Kurtz ist überzeugt: "Wenn die Großflächen noch größer werden, ist das für uns günstig." Riesige Hallen, Überangebote, beim Personal sparen, unzureichende Beratung ... da macht er sich um die Zukunft seines Betriebes keine Sorgen



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