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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #10

Waltraud Strommer / Salon Praßl
Von Martin Krusche

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Gesichter, Köpfe, Menschen. Waltraud "Mecky" Strommer kennt ihr Metier von Kindheit an, hat die Profession gründlich erlernt. Der Großvater, Franz Praßl, kam 1912 nach Gleisdorf. Er eröffnete im Pfeiffer-Haus einen Frisiersalon. Mecky: "Das war ein kleines Kommunikationszentrum für die ganze Stadt." Es gibt kaum einen anderen Lebensbereich, in dem sich Nützlichkeit und Wohltat einer persönlichen Dienstleistung während des Alltags so entfalten dürfen. Damals hat die ganze Familie im Betrieb mitgearbeitet. Sonntags wurde bis in den frühen Nachmittag hinein offen gehalten. So konnten auch Kirchgänger aus Gleisdorfs Umgebung den kurzen Aufenthalt in der Stadt für einen Friseurbesuch nutzen. Und vermutlich für etwas Geselligkeit.

Das war eine Zeit, in der Stromversorgung und fließendes Wasser in Häusern noch längst kein allgemeiner Standard gewesen sind. Man hat heute kaum noch realistische Vorstellungen von den Lebens- und Arbeitsbedingungen in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Manches klingt sogar ein wenig gefährlich. Mecky: "Die Onduliereisen wurden auf Spiritusbrennern erwärmt." Gutes Aussehen verlangte gelegentlich etwas Tapferkeit.

1938 kam die "Heißdauerwelle" in Mode: "Die Haare wurden mit Metallwicklern eingedreht. Die hat man mit Elektrokabeln unter Spannung gesetzt." Es heißt, daß sehr modebewußte Damen dabei selbst vom Fliegeralarm unbeeindruckt blieben, damit die Frisur in Form kam. "Bei denen, die in den Schutzkeller gelaufen sind, hat man mit der ganzen Prozedur von vorne beginnen müssen."

Ein Lehrmädchen, das damals in den Betrieb kam, wurde die Ehefrau des Sohnes Franz Praßls und Meckys Mutter. 1956 übersiedelte die Familie an den heutigen Firmenstandort in der Bürgergasse. In das Lokal des vormaligen Friseurs Schaggl. Zu der Zeit kam man noch mit dem vordersten Raum aus. Ein Motiv, das sich durch die gesamte Geschäftswelt Gleisdorfs zieht: auf recht wenig Quadratmetern entstanden viele maßgebliche Betriebe der Stadt.

Die 60er-Jahre haben manche von uns als eine Ära in Erinnerung, wo unsere Mütter sehr gefährlich waren, wenn sie sich die Haare festlich richteten. Mit dem Haarspray, so schien es, konnte man auch Insekten bekämpfen. Die Produkte hatten teils beunruhigende Wirkungen. "Das hat sich natürlich vollkommen ändern müssen," erzählt Mecky. Wie auch das gesamte Berufsbild. "Wir befassen uns nicht nur mit Frisuren, sondern mit der gesamten Erscheinung unserer Kundschaft." 1975 begann sie als Lehrling. Das Geschäft wurde vergrößert. Einige Jahre darauf starb ihr Vater und Mecky übernahm den Betrieb.

"Die Herausforderung liegt darin, immer auf aktuellem Stand zu sein, die Trends zu erkennen." Das schafft man nur mit laufenden Schulungen und indem man seinen Horizont weit offen hält. Frisuren, Typberatung, Kosmetik, Mode ... es geht eben nicht bloß um den Kopf der Leute. "Heute gibt die Jugend den Trend an." Zwölfjährige müssen meist noch den Wünschen der Eltern folgen. Spätestens ab 14 werden eigenen Vorstellungen durchgesetzt, plaudert die Friseurin aus der Schule. "Aber auch ältere Menschen zeigen sich sehr modebewußt. Und generell kann man sagen, daß die Männer im Vormarsch sind."

Produktentwicklungen und Modelinien verlaufen nicht gemächlich. Sie machen immer wieder Sprünge. Mecky ist überzeugt, daß persönliche Dienstleistung auch weiter Konjunktur haben wird, wenn die Qualität stimmt. Weit über die ersten 90 Jahre des "Salons Praßl" hinaus.



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