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[26•01]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Stimmen" #7

Karin Portugaller
Von Martin Krusche

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Die Tierschützerin Karin Portugaller ist in Gleisdorf wohl bekannt. Die Motive der engagierten Frau sind es weniger. Sie kennt das natürlich. Was den Menschen merkwürdig erscheint, ist häufig Anlaß zu kühnen Spekulationen. Dabei müßte man nur fragen ...

"Ich hör das oft", sagt Portugaller, "warum ich mich so für die Tiere einsetze, wo es doch auch vielen Menschen schlecht geht." Dabei geht es niemals bloß darum, entweder dies oder das zu tun. Denn kein Mensch kann sich um alle Probleme einer Gesellschaft kümmern. Aber jedes Problem sollte die Aufmerksamkeit von jemandem haben. Und Portugaller widmet sich eben den Katzen: "Die müssen ja damit zurecht kommen, daß Menschen die Natur dauernd verändern", sagt sie. Mit Haustieren wird leider nicht immer verantwortungsbewußt umgegangen. Inzwischen hat ihr Engagement eine feste Struktur bekommen. Ein Haus hinter der Gleisdorfer Musikschule. Einen Ort der Zuflucht für ausgesetzte, kranke, verletzte Katzen.

Neben ihren tagtäglichen Einsätzen und Ausfahrten, um in Notfällen zu helfen, verwaltet Portugaller dieses Haus. Und ist dabei ständig auf der Suche nach hilfsbereiten Menschen. Denn die Arbeit nimmt kein Ende. "Es könnte vieles an Tierleid vermieden werden, wenn die Menschen etwas besser bescheid wüßten." sagt sie. Besonders gravierend sind Bauvorhaben, die in den Lebensraum von Tieren hineingestellt werden. Bei Baubeginn, so Portugaller, müßte doch ein wenig mehr mitgedacht werden. Sie erzählt: "Da sag ich jemandem, in diesen Büschen hätten doch schon die Igel Unterschlupf genommen. Da muß man was tun. Meint ein Baggerfahrer: Die spüren eh nix. Wir fahren schnell drüber."

Solche Sichtweisen, Ausdruck der Geringschätzung, machen ja oft keineswegs bei Tieren halt. Dem will Portugaller eben etwas gegenüberstellen. Sie sagt: "In das Zusammenspiel der Dinge, die unser Leben ausmachen, fällt vieles hinein. Da wirkt sich alles aufeinander aus." Und sie zeigt, daß Wegschauen billig ist. Auch wenn ihr persönlicher Einsatz ein ungewöhnliches Ausmaß hat. Auf Straßen, Feldern und Wiesen ... "Autos sind für Katzen das größte Problem. Kopfverletzungen, Beckenbrüche. Manche meinen, man muß über das verletzte Tier gleich noch einmal drüberfahren." Katzen haben natürlich keine sieben Leben, wie die Legende behauptet. Aber: "Sie sterben sehr langsam", stellt Portugaller fest. Und da müsse man eben helfen. Das ist ihr Prinzip. Dort einzugreifen, wo Menschen den Tieren Leid verursachen.

Das Aussetzen von einzelnen Tieren oder ganzen Würfen gehört zum häufigen Fehlverhalten. Unkontrollierte Vermehrung würde die Schwierigkeiten vergrößern. Es ginge nicht ohne Sterilisieren, sagt Portugaller. "Ich kümmere mich nun seit zwei Jahrzehnten um diese Dinge. Seuchen sind eine große Gefahr für Katzen." Die Menschen wüßten oft gar nicht, woran die Tiere leiden können. "Auch an Flöhen, Würmern oder den winzigen Ohrmilben." Da könne man vielfach ohne Tierarzt nicht mehr helfen.

Die Tierschützerin wird oft auch noch in der Nacht gerufen, wenn jemand ein versehrtes Tier findet. Von Autos angefahren. Von Menschen angeschossen. Oder einfach von einer schweren Geburt verletzt. Portugaller hilft natürlich auch bei anderen Tierarten, muß da aber meist an die "Arche Noah" in Graz weiterleiten. Ihre Gleisdorfer "Katzenstube" wäre damit überfordert.

"Ich hätte halt gerne, daß alles in Ordnung ist. So wie vielleicht eine Hausfrau denkt, daß sie alles in Ordnung haben möchte." Wenn Menschen, die mit Tieren zu tun haben, dies grundsätzlich mit Sachkenntnis täten und mit Verantwortungsgefühl, fiele ihr die Arbeit leichter. "Wenn nur einer jedes Jahr seine Würfe aussetzen würde, wäre schon genug zu tun." Aber dabei bleibt es leider nicht. So wird sie weiterhin Kraft, Zeit und Geld für die Katzen aufwenden. In der Hoffnung, daß hier Menschen dazulernen und da welche helfen.



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