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[17•01]

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Gleisdorfer Stadtjournal: "Spuren" #4

Erich Kiszilak
Von Martin Krusche

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Klare Strukturen. Klare Rechnungen. Abmachungen die halten. So ließe sich die Unternehmensphilosophie von Erich Kiszilak knapp skizzieren. Vereinbarte Leistung, vereinbartes Zahlungsziel. Das zählt. Der Oststeirer strahlt vor allem eines aus. Schubkraft. Seine Betriebsansiedlung, mit der er nun für einige Akzente in Gleisdorf sorgen will, hat eine abenteuerliche Vorgeschichte mit wechselhaften Besitzverhältnissen. Die ehemalige Großtischlerei war einst Produktionsstätte für Yachten. Und für edle Einrichtungen. Da soll gelegentlich der Rolls Royce vorgefahren sein. Von fein gedrechselte Pleiten wird geplaudert. Was es dort schon gegeben hat, ist Stoff für manches Gerede. Nichts nach Kiszilaks Geschmack: Gerede.

Seine Leidenschaft scheint dem Machbaren zu gelten, das auch herzeigbar bleibt. Wo einer anpackt und was er hinstellt. Wo andere mit ihren Vorstellungen anknüpfen können. Leise Töne sind nicht sein Geschäft. Dafür kann man gleich wissen, woran man mit ihm ist.

Der gelernter Tischler äußert Aversionen gegen billige Massenware. Als seine Spezialität nennt er: "Komplikationen lösen." Mit Zweifeln mag er sich kaum herumschlagen: "Es gibt keine Probleme. Es gibt nur schlechte Lösungen." sagt er, greift manchmal zu Papier und Schreibzeug, um zu verdeutlichen, was er meint. Vor allem, wenn es um´s Rechnen geht. Das müsse man eben verstehen, wenn’s was werden soll. Das würde er jedem Teenager in´s Stammbuch schreiben. Was nämlich geschieht, wenn man mehr rausnimmt, als reinkommt. Wenn dann die Bank sagt: Jetzt ist Schluß!

Dieser Mann steht markant und selbstbewußt im Zentrum vom "Brennpunkt Gleisdorf". In der Grazer Straße 30. Ein weitläufiges Terrain mit mehreren Gebäuden, Hallen, Werkstätten. Auch mit bisher ungenutzten Flächen. Denn da muß nicht gleich alles verplant, verbaut sein. Wer auf diesem Boden was zustande bringt, soll auch noch wachsen können.

Kiszilak hat über Erzählungen erfahren, daß die Liegenschaft zu haben sei. Er prüfte die Optionen und formulierte sein Angebot: "Das ist der Preis. Kein Schilling mehr." Sätze wie dieser unterstreichen sein Selbstverständnis als Selfmade-Man. Oder: "Niemand hat was zu verschenken." Er ist jemand, der auf Leute setzt, mit denen er gute Erfahrungen gemacht hat. So kommt die Rede aufs "Dreiwerk".

Manfred Gutmann, Thomas Klauber und Franz Witlatschil führten ihre Werkstättengemeinschaft ursprünglich im Kloster. Holz, Metall, Keramik. Kiszilak hatte mit den Kunsthandwerkern längst etliche Vorhaben realisiert. Und war gerne Gast an jenem Ort, wo freilich ganz andere geschäftliche Konzepte praktiziert wurden als die seinen. Da scheint Offenheit zu herrschen. Nun bot er dem Trio einen neuen Standort. Andere kamen dazu. Kiszilak betont, daß es ihm um ein bestimmtes Klima gehe. Daß einer zum anderen passen müsse.

Da setzt er nun den weichen Kontrast zu seinen harten kaufmännischen Prinzipien. "Harmonie", sagte er, "ist total wichtig." Heute sind im "Brennpunkt Gleisdorf" neben dem Kunsthandwerk auch andere Branchen präsent. Die Differenz als Gemeinsames. Eine Baumschule, ein Fitness-Center, aber auch professionelle Fotografie, Grafik oder Webdesign fürs Internet. Vielfalt der Orte und Wege.

Natürlich muß jeder seine Position behaupten können. Kiszilak sagt dazu: "Ich kann nicht auf dem Preislevel der Großen, die auf Masse fahren, mithalten." Da müsse man eben einfache Lösungen finden, wo man konkurrenzfähig bleibe. "Kleine, feine Sachen heraussuchen und machen." Das Überschaubare ist ihm das Liebere. "Ich möchte keine große Firma mit tausend Leuten, wo ich nur in den Saal hinunterschaue." Er zeigt sich – konsequent –, auch seinen Mitarbeitern als jemand, der überall selbst anpacken kann. Bis hin zum Auftragen der Bodenmarkierungen auf dem neuen Asphalt. Fragt man, wo es langgeht, erfährt man: "Wenn die Woche sieben Tage hat, kann man auch sieben Tage arbeiten." Aber er weiß, wie groß der Abrieb ist, wenn man die Nächte noch dazu nimmt. Kein Dauerzustand. Einfach ein verfügbares Programm, wenn’s nötig scheint.

Ich fand bemerkenswert, daß sein Büro keineswegs das größte am Platz ist. Augenmaß. Es geht um angemessene Dimensionen. Die Mittel dem Ziel anpassen. Dabei ist Kiszilak sicher niemand, der sein Licht unter den Scheffel sellt. Dazu passen ja Statements wie "Es gibt nix, was nicht geht." Möglicherweise die günstigste Haltung für ein Unternehmen, das auf Ziele hinter dem Horizont gerichtet ist. Denn da ist viel Bewegung in der Region. Kiszilak schätzt den Wirtschaftsraum Gleisdorf und ortet hervorragende Möglichkeiten. Die Verkehrslage gefällt ihm ebenso wie er die Renovierungsschritte anläßlich der Landesausstellung begrüßt. Daß die Stadt sich in einem guten Licht zeigt, scheint ihm wichtig. Es kommt eben auch darauf an, wie man etwas präsentiert.



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