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Das Suchen, Jagen und Sammeln
Von Martin Krusche

Das Suchen, Jagen und Sammeln ist in der Geschichte unserer Spezies tief verankert. Das Anlegen von Sammelstellen und Horten von Gegenständen war kürzlich noch ein lebensnotwendiges Tun. In der agrarischen Welt ist für die meisten Menschen der Mangel alltäglich und der Hunger häufig gewesen. Diese Welt der Knappheit hat bis fast in die Gegenwart gereicht, denn der Überfluß ist ein junges Phänomen in diesem Teil der Erde.

Vom kargen Leben konnte man gerade noch Menschen erzählen hören; es war bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine Normalität. So nahe sind uns die mentalitätsgeschichtlichen Wurzeln des Sammelns. Die blanke Notwendigkeit durfte inzwischen anderen Gründen weichen. Da verzweigen sich nun die Motive, da bekommen die Färbungen der Sammelleidenschaften sehr vielfältige Kontraste.

Ich finde auch heute noch etwas von der Freude wieder, die mir aus frühen Kindheitstagen erinnerlich ist, wenn ich Spielzeugautos geschenkt bekam. Eine spezielle Szene ist das Aufwachen an meinem Geburtstag, wo ich seinerzeit damit rechnen durfte, ein „Matchbox-Auto“ auf meinem Nachtkästchen vorzufinden. (Ähnliches hab ich noch vor Augen, als ich nach der Blinddarmoperation aus der Narkose erwachte.)

Die damalige Konkurrenz für diese britischen Produkte lag etwa in „Lego-Autos“ gleicher Dimension mit ihren dünnen, verchromten Metallrädern, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Die alten Stücke wurden rar und kostspielig.

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Bedford A3LC von Lego

So hätte es mich zum Beispiel gereizt, mir jenen Aston Martin von Corgi (#261, 1965) wieder zu beschaffen, der mit einem funktionsfähigen Schleudersitz, ausfahrenden Bug-MG und einer am Heck hochfahrende Panzerplatte ausgerüstet war. Der Dienstwagen von Comander James Bond war eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Doch die Preise dieses Modells gehen heute von rund 180 Euro aufwärts, erreichen bei bestem Zustand von Auto und Schachtel bis zu 300 Euro, was mir entscheiden zu teuer ist. Aus dem Spielzeug von einst ist ein hoch dotiertes Sammlerstück geworden.

Der Ausgleich für solchen Verzicht sieht so aus: Ich genieße es gegenwärtig, daß ich vom Personal nicht mehr zur Zurückhaltung ermahnt werde, wenn ich mich längere Zeit in Spielzeuggeschäften aufhalte, um nach Lust und Laune in den Regalen zu kramen. Kinder müssen dabei meist mit Einschränkungen rechnen, mir kann man damit nicht mehr kommen.

Ich hab große Freude an der Buntheit, die sich aus den vielfältigen Stücken meiner Sammlung ergibt. Ich hänge nicht an einem bestimmten Maßstab der Modelle oder einem bestimmten Material fest. Die Periode interessiert mich bei den Exponaten nicht bezüglich ihrer Herstellung, sondern nur bezüglich dessen, was sie darstellen. Ich betrachte vergnügt den Bestand und die Lücken, also das, was mir in der Kollektion noch fehlt. So sind endloses Suchen und Staunen garantiert.

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