martin krusches [flame] spielzeug (gleisdorf)


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Ein klassischer „Hot Rod“: Das bullige Willys Coupé aus den 1940er-Jahren hat ein großvolumiges V8-Triebwerk, das per Kompressor beatmet wird.

Was hat ein Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg in einer Autoschau zu suchen? Dieser „War Bird", die Lockheed P 38 Lightning, ist – überraschend – eine Automobil-Ikone. Das Leitwerk der Maschine gilt als Anregung und Vorbild für jene mächtigen Heckflossen von Autos, die in den 1950er- und vor allem 60er-Jahren teilweise zu groteskem Ausmaß angewachsen sind. Nicht nur Chevies, Cadillacs und Chrysler trugen solche Schwingen, auch zahlreiche europäische Autos folgten dieser Mode der „Schwanzflosse".

Militaria belegen ein sehr großes Terrain der Spielzeugwelt. Sie sind als „Kriegsspielzeug" ganz zu Recht der Kritik ausgesetzt. Denn technisches Spielzeug war immer auch „Propagandamaterial". In den Diskussionen um das „Schlachtfeld Kinderzimmer" ist heute seltener von Verboten die Rede, eher von Zusammenhängen im aufklärerischen Sinn.

Ich habe diesen Bereich bewußt sehr zurückhaltend gestaltet. Da sind zwei kuriose Radpanzer, Souvenirs von einer Rußlandreise. Da ist ein Kunststoff-Bausatz („Kit") des WK II-Panzers „Sherman" im populären „Militärmaßstab" von 1:72.

Die Faszination dieses Genres hängt stark mit unserer Männerkultur und mit den enormen Geldmitteln, also mit den technischen Entwicklungspotenzialen der Rüstungsindustrie zusammen. So hatte etwa der geniale Ferdinand Porsche ein völlig ungetrübtes Nahverhältnis zu Adolf Hitler. Der VW „Käfer" ist ein Produkt dieses ungenierten Einvernehmens. Auch der amerikanische Jeep ist ein Produkt des Krieges.

Ganz anders der britische Landrover und der deutsche UNIMOG. Beide wurden in der Nachkriegszeit entwickelt, um die Landwirtschaft zu stützen. Aus den „Landies" wurden vor allem Lifestyle-Produkte für Stadtmenschen. Der UNIMOG („Universalmotorgerät") steht als Konstruktion zwischen Traktor und LKW, bewährt sich seit Jahrzehnten in der agrarischen Welt und bei kommunalen Aufgaben.

Das große Thema „Nutzfahrzeuge" sei damit nur angerissen. Den Abschluß bilden (neben weiteren „Merchandising-Produkten") drei Klassiker im feinen Maßstab von 1:18. Der weiße Kompressor-Mercedes (SSK), basiert auf einer Konstruktion von Ferdinand Porsche. Typisches „Vorkriegsdesign" mit freistehenden Rädern. Der rote Jaguar XK-E („E-Type") im Design von Malcolm Sayer ist eine Ikone der wirtschaftlich boomenden Zeit nach dem Krieg. Das aufgebrezelte Willys Coupé mit dem mächtigen Kompressor auf dem Motor verbindet diese Welten – Alt und Neu – im Subkultur-Bereich. Der Wagen stammt aus den 1940er-Jahren und zählt noch heute zu den beliebtesten „Häuseln" in der „Hot Rod-Szene".

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