Egon Rudolf
PUCH. Eine Entwicklungsgeschichte
Weishaupt Verlag
ISBN 978-3-7059-0259-6
17,5 x 24,5 cm, 208 Seiten, 300 teils farbige Abb., geb.
Mit beiliegender DVD (Historische Filmaufnahmen, 17:35 Min. Spielzeit)
Ich hätte mir den
Band natürlich wenigstens doppelt so umfangreich gewünscht, denn hier berichtet ein
Insider. Wer je selbst mit Puchianern, die im Werk an den Projekten
mitgearbeitet haben, zum Plaudern kam, weiß daraus, wie viele interessante Details nicht
allgemein dokumentiert sind. Mit diesem Buch werden endlich weitere Informationslücken
geschlossen, die in bisher verfügbarer Literatur offen geblieben sind.
Konstrukteur Egon Rudolf hat in der vormaligen Steyr-Daimler-Puch A.G. mehrere
Stationen durchlaufen, war schließlich Werksdirektor. Es ging also vieles durch seine
Hände und über seinen Schreibtisch, was in anderen Publikationen nicht vorkommt. |
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Rudolf spart jene detaillierte Faktenfülle aus, die anderweitig ohnehin
dargestellt wurde. Er beschreibt dafür den größeren Zusammenhang der
Automobilproduktion in Graz; vom 500er Puch über die Pinzgauer bis zum Syncro-Bus von VW.
Der Autor kommentiert Skizzen, Studien und Prototypen, macht verschiedenen Innenansichten
der Prozesse zugänglich und ergänzt so die populären Geschichten.
Etliche Fahrzeug von Steyr-Puch wurden über Jahrzehnte gebaut,
beziehungsweise sind, wie der Puch G, noch immer in Produktion. Daraus entstand eine
Kompetenz auf dem 4WD-Sektor, die dem Konzern (heute Magna-Steyr) weltweiten
Rang einräumt. Die Verallradisierung von bestehenden Großserienfahrzeugen
hat einen ihrer wichtigsten Ursprünge in Graz.
Über etliche markante Punkte, die Rudolf teilweise anklingen läßt, führt der Autor
hier ein Stück österreichischer Technik- und Sozialgeschichte in die Gegenwart herauf.
Daran ist auch jene Parallel-Story höchst interessant, die sich aus den
abgebrochenen Projekten des Konzerns ergab. Diese quasi virtuelle Teil der
Firmengeschichte zeigt bemerkenswerte Optionen.
Rudolf erinnert auch daran, daß Puch einst der Welt größter Zweiradhersteller
gewesen ist. In seinem Buch findet man ferner überraschende Sonderprodukte
von Puch, zu denen auch Skibobs und Ölöfen zählen. Diese erfreuliche Ergänzung der
immer noch unvollständigen Puch-Story läßt auf weitere Vorhaben des
Verlages warten.
Auf der beigelegten DVD zeigt sich der Autor als ambitionierter
Schmalfilmer. Ein Glücksfall, denn so sind Filmaufnahmen verfügbar, die für
gewöhnlich vollkommen ungreifbar wären. (Die genannte Kamera, mit der gefilmt wurde,
eine Eumig, läßt an ein anderes österreichisches Firmenschicksal denken, da
eine große Marke sich im Wirbel der Veränderungen des Landes aufgelöst hat.)
[Filme, Bücher etc.]
[Der Neunziger]