Graz
hat ein Johann Puch-Museum
Puch spielte eine maßgebliche Rolle in jenem Raum der vormaligen Habsburger Monarchie,
wo rund um das Fahrzeugwesen in erstaunlicher Dichte Technologie- und Sozialgeschichte
geschrieben wurde. Er war einer jener umtriebigen und einfallsreichen Unternehmer, von
denen die Entwicklung der Mobilität in Europa geprägt wurde. Aus der vormaligen
Untersteiermark (heutige in Slowenien) zieht sich die Spur der Puchschen
Aktivitäten über Bad Radkersburg nach Graz.
Will man die Entwicklung des Automobils beschreiben, sind Graz und Steyr im 20.
Jahrhundert auf vielfache Art damit verbunden. (Wien muß dabei selbstverständlich nicht
hervorgehoben werden, es war ja Zentrum eines Imperiums.)
In diesem Spannungsfeld zwischen Steyr und Graz spielen zwei herausragende Ingenieure
lebhafte Rollen: Hans Ledwinka und Ferdinand Porsche. Deren Vorleistungen sind in die
regionale Historie eingeflossen. Was hier (rund um Graz) aus Puchs und anderen
Unternehmungen entstanden, zur Steyr-Daimler- Puch AG geworden und heute in
den Annalen vermerkt ist, hat eine gegenwärtige Entsprechung im Konzern Magna Steyr.
So sind in diesem Bezugsrahmen über mehr als hundert Jahre Fahrzeuggeschichte notiert,
die von Fahrrädern, Motorrädern und Mopeds, Scooters, Automobilen und Lastwagen, Boots-
und Flugzeugmotoren sowie etlichen anderen Vehikeln handelt. Manches davon hat in der
Historiographie besonderen Rang, von dem einiges mit dem Namen Puch fix verbunden ist.
Aber was wüßte man heute davon, wenn dieses Thema nicht an einer Stelle besonders
beinandergehalten und dokumentiert würde? Denn so wohlklingend der Namen Porsche auch
für Laien ist, bei Ledwinka nicken bloß noch Sachkundige wissend. Puch? Eben!
Graz hat ein Johann Puch-Museum. Dort bekommt man nicht nur einen guten
Überblick, wovon das Thema handelt. Man findet neben ausgesprochenen Raritäten auch
unzählige Exponate, die vielen Menschen heute noch aus ihrem Alltagsleben vertraut sind.
Man muß nicht gar so weit gehen, um etwa ein Postlermoped, die MS 50, nach 40
Jahren Einsatz nach wie vor im normalen Gebrauch zu finden, der nicht von Sammelneigung
geprägt ist, sondern vom Bedarf an einem billigen und robusten Fahrzeug.
Karlheinz Rathkolb ist der Leiter des Museums und treibende Kraft, um jenes Engagement
zu bündeln, das den Bestand des Museums sichern soll. Denn der ist momentan keineswegs
mit verläßlichen Fundamenten ausgestattet ...
[Johann Puch-Museum]
Zum Foto:
Die rechte Hand von Karlheinz Rathkolb ruht hier auf dem äußerst raren Puch
"Projekt S" (Spider) mit Vierzylinder-Boxer. Die linke Hand liegt auf dem in nur
wenigen Exemplaren gebauten Puch "Noriker", einem Allrad auf Basis des VW LT 45
4x4.
Rechts unter der Achsel lugt einer von mehreren Fiat "Panda" in
Allradausführung hervor, links steht in der zweiten Reihe ein "Haflinger" mit
dem Aluminiumaufbau von Preining, den man selbst zu seiner Zeit nicht gar so häufig auf
offener Straße zu sehen bekam. [Foto: Große
Ansicht]