Mythos Puch: Familienaufstellung
Die Technologie- und Formengeschichte hinter dem PucherlDas Puch-Schammerl steht vor allem für zwei wesentliche
Aspekte, welche technische und sozialgeschichtliche Konsequenzen zeigten. Es ist ein
kleines und preiswertes Automobil als ein vollwertiges Automobil. Das betont
technische Zusammenhänge, die es jenseits der billigen "Rollermobile"
greifbar machte.
Damit wurde es als Fahrzeugtyp zu einem markanten Teil der
Volksmotorisierung. Das ist der soziale Aspekte. "Autos für alle"
waren ein ideologisches Ziel, das die Nazi mit ihrem "KdF-Wagen"
(später: Volkswagen) verfehlt hatten.
Da dem Konzern der Puch in Version der
Stufenheck-Limousine [link] zu teuer erschien, um
beim erwünschten Publikum zu reüssieren, wurden Bleche des Fiat nuova 500
zugekauft.
Am Beispiel Fiat läßt sich die
Verlaufsgeschichte zeigen, denn da gibt es eine lückenlose Generationenfolge, die eben
diese Entwiklung darstellt: Schrittweise kleiner und preiswerter, so daß auch die
Arbeiter, welche solche Autos bauten, sie schließlich kaufen konnten.
Links der Fiat 1100 "Balilla", dem der
etwas kleinere 508 "Balilla" folgte, den ich hier ausgelassen hab. Denn
formal kommt dann schon (sehr ähnlich) der nächste Sproß daher, der Fiat 500,
genannt "Topolino" (2.v.l.). Das sind noch Vorkriegs-Konstruktionen,
auf dem damaligen Markt der Mittelschicht vorbehalten.
VON LINKS: FIAT NUOVA 500,
STEYR-PUCH 500 UND FIAT/PUCH 126
Die technische und soziale Innovation ist dann nach dem
Zweiten Weltkrieg der Fiat 600 mit seiner selbsttragenden Karosserie, hier der
weiße Wagen in der Mitte des ersten Fotos. Er ebnete den Weg für den "neuen" Fiat
500, der also in die Folge des "Topolino" gestellt wurde und daher
Fiat nuova 500 heißt (3.v.r.)
Das ist nun jene Außenhaut, der man in Graz steirische
Komponenten verpaßte, am wichtigsten davon der Zweizylinder Boxermotor und die Radnaben
mit den hervorragenden Bremsen.
Davon habe ich zum Beispiel die 1957er-Version (2.v.r bzw.
Mitte.), eine Cabriolimousine, an der zwar die ovale Frontplatte am Bug stimmt, aber so
gelb kam kein Pucherl aus dem Grazer Werk. Allerdings war das gesamte
Fahrzeug-Layout damals schon von einer neuen Konstruktion überholt. Alec Issigonis hatte
mit dem Austin Mini den maßgeblichen Kleinwagen der folgenden Jahre geschaffen.
Dagegen konnte sich der kantige 126er (ganz
rechts) auch mit Grazer Motor nicht mehr durchsetzen. Allerdings haben diese
Fahrzeugarten, der Fiat 600 und der Fiat 126, in Italien, auf dem Balkan
und in einigen östlichen Ländern überdauert. So manche Originale, wie auch Lizenzen von
Zastava und Polski Fiat, sind immer noch im Alltagseinsatz.
Von den wichtigsten Kleinwagen-Modellen kann ich bei
unserer Raritätenschau in der Gleisdorfer Satdtbücherei [link] auch die Kombi-Versionen zeigen. Von links die "Giardinetta"
zum "Topolino", der erste "Multipla" zum 600er
und zum nuova 500 ein Kombi in der Variante des Puch 700, den wir
übrigens auch im Original dabei haben werden.
-- [20.
September 2014] --
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