Mythos Puch: Nach 52 Jahren
Friedrich Ehn nimmt Abschied von seiner Mim

Friedrich Ehn, ein Enthusiast, Sammler, Museumsbegründer, ist den Puchianern vor allem auch als Autor geläufig. Von ihm stammen die ersten zwei Standardwerke, denen wir bis heute grundlegendes Wissen über die Zweiräder und Autos der Marke Puch verdanken.

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In der persönlichen Begegnung erlebt man Ehn als freundlichen und sachkundigen Mann, mit dem man sich endlos über Fachfragen, aber auch über das Vergnügen des Motorradfahrens unterhalten kann.

Sein Motorradmuseum, heute in Sigmundsherberg, ist ein österreichischer Fixpunkt unter solchen Einrichtungen. Was es mit dessen Geschichte auf sich hat, erfährt man derzeit aus traurigem Anlaß. Ehn hat seine Frau Monika, genannt Mim, zu Grabe tragen müssen. Hier jenes Schreiben, das er im engeren Umfeld versandt hat, im vollen Wortlaut:

Mit unendlichem Schmerz gebe ich hiermit das Ableben der guten Seele des Motorradmuseums, meiner geliebten Frau Monika "Mim" Ehn bekannt.

Sie ist mir 52 Jahre lang treu zur Seite gestanden, von den ersten Anfängen des Sammelns alter Motorräder unter den aus heutiger Sicht paradiesischen und aus damaliger Sicht obskurer Umstände haben wir so manchen Schatz mit unserem alten VW auf dem selbst gebauten Anhänger vom "Eisentandler" (Schrotthändler) nach Hause gebracht.

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Bei Hitze, Kälte, Regen oder Schnee, Sie war immer mit dabei. Und unter unserem Ehebett, da konnte es schon vorkommen, dass aus Platzmangel neu verchromten und polierten Motorradteile lagerten. Und in Wien im 13. Bezirk war es durchaus unüblich, den gepflegten Vorgarten mit "alten Kraxn" vollzustellen.

Die ersten "Oldtimerrallys" in den 70er Jahren brachten ein Umdenken in der Bevölkerung und bei den Eisentandlern, denn die gaben nun nix mehr her, altes Eisen mit zwei und mehr Rädern war plötzlich "Goldes wert".

Doch der Grundstein zur Sammlung Ehn war gelegt, die Szene in Österreich rund um den damaligen Österreichischen Motorveteranen Club (den einzigen, den es damals zum Unterschied von den heutigen hunderten Vereinen gab) hatte sich formiert, bei der "Donaupokalrallye" war meine Mim nicht nur die treueste Beifahrerin, sie schob die bockende Maschine an und sorgte in der tiefsten Pampa für Kaffee und Kuchen. Sie tröstete mich bei Niederlagen und feierte ausgelassen bei Siegen mit.

1980, mein damaliger Direktor an der Berufsschule für KFZ-Technik in Wien, Ing. Alfred Klampfer, ein gebürtiger Niederösterreicher aus Maigen bei Eggenburg, stellte die Verbindung her, um das "Erste Österreichische Motorradmuseum" im Gebäude der ehem. Möbelfabrik einzurichten.

Daraus wurde eine nahezu dreißigjährige Erfolgsgeschichte. Mim half nicht nur beim Einrichten der Säle mit, Sie hauchte dem Geschehen Seele ein. Unvergessen sind die Kooperations-Ausstellungen mit dem Künstler Prof. Ernst Degasperi, die Rennfahrerpartys, die Markenpartys von "90 Jahre Puch" über "Yamaha - Phon und PS" bis zu den "Castrol" Partys und den Jazzkonzerten im Sommer.

Als es 2008 zum Bruch mit der Gemeinde kam, war Sie es, die mir den Rücken stärkte, ja nicht aufzugeben. Erstens waren wir ja noch so jung, Sie 66 und ich 68 und vor allem stellte Sie fest: "Ich will wieder ein Museum".

Und wir bekamen eines. Ein eigenes Gebäude auf eigenem Grund und Boden. Hier konnte uns niemand mehr dreinreden, keine Mitsprache von Gemeindefunktionären, Politruks oder sonstigen "öffentlichen Würdenträgern". Unser Glück war perfekt, als wir am 31. Oktober 2009 im schier endlosen Konvoi von 300 Oldtimerfreunden ins neue Museum in Sigmundsherberg geleitet wurden.

Mit diesem ungeheuren Rückenwind an Zustimmung und Solidarität aus der Szene bauten wir das Museum neu auf. Großzügiger, schöner, besser, detailreicher, mit jeder Menge hochkarätiger Maschinen, unter dem Motto "Qualität vor Quantität". Dennoch waren wir 2013 mit der Eröffnung der umfassenden Fahrradausstellung "Vom Knochenschüttler bis zum E-Bike" wieder voll bis unters Dach.

2013 stellten die Ärzte bei Mim einen bösartigen Tumor fest. Nach Wochen im Spital, einer schweren Operation mit Hoffen und Bangen war Sie wieder hergestellt. Wir hatten den Wink des Schicksals verstanden. Das Museum war unser Lebenselixier, dennoch - mehr Zeit für uns. Der Winter in unserem privaten Refugium im Waldviertel war ein Traum. Dann unsere erste Reise in die neue Saison zu Freunden in die Steiermark, die nächste Reise nach Mähren in Angelegenheit Bau- und Braukunst und historische Fahrzeuge.

Dann unsere letzte Reise nach Dresden. Du klagtest über die schlechte Fahrbahn und dass Du Schmerzen hattest. Dann Notaufnahme im Spital - die Krankheit war entgegen aller optimistischen Untersuchungsergebnisse wieder voll ausgebrochen. Unheilbar. Es blieb mir nur mehr, Dich nach Hause zu holen.

Da konntest Du am Freitag den 25. Juli 2014 in Frieden sterben. Hier wirst Du in deiner Urne ruhen, bis wir nach dem Ratschluss Gottes wieder vereint sein werden.

Untröstlich,
Friedrich Ehn

+) Das Motorradmuseum


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