History, Seite #2 Heute verlangt das
Publikum ungeheuer viel von einem selbstbewegenden Wagen. Er soll schnell, geschmeidig im
Lauf, ökonomisch im Betrieb und elegant sein.
(PUCH-Annonce vom März 1910)
Das "Puch-Schammerl" der
Nachkriegszeit hätte ja auch Der Daimler" oder Der
Steyr" heißen können. Warum wurde Das Pucherl" daraus? Ich
kann nur spekulieren.
Steyr war vorerst mit Herrschaftsfahrzeugen assoziiert. Ab dem
Steyr II von 1920 entfaltete sich eine Palette beeindruckender Fahrzeuge, die für breite
Bevölkerungsteile natürlich unerschwinglich waren.
Als die Fahrzeuge kleiner und preiswerter wurden, als Karl Jenschke den Typ
50 ("Baby") entwickelt hatte, waren die Nazi an der Macht und
kontrollierten das Geschehen der österreichischen Industrie. Deren Bonzen fuhren
vorzugsweise Kompressor-Mercedes. Für die Bevölkerung ist der VW Typ 1
(Käfer") in Arbeit gewesen. Das bedeutete wohl ein Ende für allfällige
Konkurrenzprodukte aus Steyr.
Dort wurden für den Zweiten Weltkrieg Nutzfahrzeuge gebaut, von denen der
Steyr 1500 formal schon die späteren 380er-LKW und deren Verwandtschaft vorzeichnete. Auf
die größten Stückzahlen brachte es damals allerdings der für den Rußlandfeldzug
konzipierte Steyr RSO", der Raupenschlepper Ost".
Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Steyr verschiedene Fiat-Modelle in
Lizenz. Eine Geschäftsverbindung, die später für den Bau des Puch-Schammerls"
eine wichtige Rolle spielen sollte.
Allgemeine
Automobil Zeitung, 8. April 1900
Von Austro-Daimler kenne ich eigentlich nur Automobile für die Oberschicht
und obere Mittelschicht. Die zivile Produktion endete 1934. Kriegsbedingte Nutzfahrzeuge
schrieben diese Geschichte noch ein Weilchen fort. Sechsrädrige LKW und Panzerwagen
bewährten sich.
Außerdem machte Daimler im Eisenbahnbereich von sich reden, brachte einige
Schienenfahrzeuge auf den Markt. In der Zweiten Republik Österreichs gab es noch kurz ein
Kuriosum. Fahrräder der Marke Austro-Daimler, in den 1970ern und -80ern gebaut, haben
unter Liebhabern bis heute einige Wertschätzung.
Johannn Puch war, man könnte heute sagen, mit seinen Produkten wesentlich
volksnäher. Er besaß durch seine erfolgreiche Produktionen von Fahrrädern und
motoriseirten Zweirädern ein entsprechendes Renommee bei der breiteren Bevölkerung. Puch
schien über genug Tatendrang und technische Kompetenz zu verfügen, um dann auch in der
Automobilproduktion einen schnellen Start hinzulegen, der viel Substanz und einige Zukunft
hatte.
Allgemeine
Automobil Zeitung, 1. April 1900
Am 1. April 1900 ließ Johann Puch verkünden: Die erste Ausfahrt ein
Bombenerfolg!" Wenigstens meine Generation, die 1950er-Jahrgänge, dürften sich noch
erinnern, daß preiswerte Autos eher schwach motorisiert waren und Pannen zum Alltag
gehörten. Doch selbst vor rund 50 Jahren waren Automobile geradezu ein Wunder an
Leistungskraft und Zuverlässigkeit im Vergleich zu den Fahrzeugen vom Beginn des 20.
Jahrhunderts.
In der Ära der Dampfwagen und Elektromobile begannen sich Benziner gerade
erst durchzusetzen, als Puch demonstrierte, wozu seine 1. Steiermärkische
Fahrrad-Fabriks-Actien-Gesellschaft" in der Lage war: Die erste
PUCH-Voiturette befuhr in Anwesenheit zahlreicher Zeugen den Grazer Schlossberg. 22%
Steigung!"
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