martin krusches [flame] high performance2nd styrian tattoo & hot rod 2008 / DOKUMENTATION #1 Da schraubt Roman Hold vormittags noch an seinem Coupé. Es sind acht Millimeter Bodenfreiheit zu gewinnen. Roman will seinem neuen Hot Rod Spielraum verschaffen. Das Fahrzeug macht den Eindruck, als würde es, etwas gereizt, zum Sprung bereit, da hocken. Das Triebwerk quillt aus dem eigentlich zu engen Motorraum hervor. Der Tonfall des mächtigen V8 ist einschüchternd.
Aus den Auspuffrohren macht ein durchschnittlicher Häuselbauer die Kamine seiner Hütte. Spur überprüfen und nachstellen, damit gewährleistet ist, daß die Fuhre mit ihren überbordenden PS auch verläßlich geradeaus fährt, wenn sie das soll.
Derweilen brüllt in einem anderen Teil der Stadt ein Chevy-Kraftwerk in einem Plymouth-Häusel. Aber ich schau noch bei Romana Pregartner vorbei. Die Küchenchefin vom "Sonnenwirt" wird heute Abend zur Zirkusdirektorin aufsteigen, sich in einen noble Panier schmeißen und vielleicht eine Peitsche dabei haben. Im großen Saal, der an das vormalige Kloster gebaut wurde, erläutert sie mir den Ablauf des Gala-Abends und verlangt strikte Verschwiegenheit darüber, damit die Überraschungen auch solche bleiben. Im Park dahinter bauen emsige Leute an der weitläufigen Party-Ausstattung. Irgendwer hat die Sache mit dem Wetter geregelt, es verspricht sich ein milder Sommerabend. Und ich werde mich mit mehr Bedacht bewegen, denn als ich Romans Hot Rod mit dem Camcorder umrundet hab, bin ich nach einigen Schritten rückwärts in eine Schacht gekracht. Sie ahnen, wie froh ich war, keinen Bergfilm zu drehen? Richtig. Dort gibt’s nämlich keine Schächte, sondern Abgründe.
Ein anderer Abgrund tut sich auf. Der Plymouth mit der Chevy Nova-Maschine steht in einem der Partyzelte. Ein gnadenlos grindige Maschine. Rost als ästhetisches Konzept? Was auf einem klassischen Leiterrahmen steht, fällt eben nicht so leicht auseinander.
Nachmittags zur Lagebesprechung. Hannes Steinwender ist Moderator für die Viertelmeile. (402 Meter.) Roman geht mit uns alle wesentlichen Punkte durch. Werden die Anrainer Katastrophenalarm auslösen? Ich hab so was einmal mit dem Bezirkshauptmann besprochen. Kompetenzen, Pläne, Abläufe. Kleiner Scherz! Damals hatte es in der nahen Lederfabrik eine Situation gegeben und die halben Leute der Region waren in Aufruhr gewesen. Diesmal dürfte die andere Hälfte in Aufregung kommen.
Natürlich ist da ein Outlaw-Motiv in dieser Geschichte mit den hoch frisierten Automobilen. Das begann zu einem guten Teil mit der Prohibition. Schnaps schmuggeln, den Polizisten um die Ohren fahren: „Liquor-Runs“. In vielen trivialen Mythen der Industriegesellschaften ist der Outlaw auf eine nicht gerade amtliche Art motorisiert. Das bedeutete einst ja etwas ganz anderes. Denn es ist eine Sache, 500 PS in einer modernen Luxuslimousine unterzubringen, die alle für gutes Geld erhältlichen elektronischen Assistenzsystem hat, um Kraft und Gewicht auf der Straße zu halten. Es ist eine ganz andere Sache, sich hinter das Steuer eines puristischen Monsters zu setzen. Da beginnt dann nämlich der Ernst des Lebens. |
