martin krusches [flame] high performanceDie Realität unter Vollschub Wenn ich ausfahren muß, verbringe ich meinen Alltag heute mit einem ältlichen Dreier-Golf, dessen amtliche 50 PS nicht vollständig verfügbar sein dürften. Das beschert mir sehr moderate Fixkosten und wirft unterwegs nur selten die Frage auf, ob es ein bißl mehr sein sollte. Bin ich gerade ganz bei Trost und wollte jemand von mir wissen, was nötig und was lustig sei, würde ich sagen: Mehr als 130 PS braucht kein Mensch, um vergnügt durchs Leben zu kommen. Aber Kraft ohne Ende ist schon sehr lustig. Manchmal bekomme ich recht starke Vehikel für einen Testlauf anvertraut. Wie hier einen taufrischen Porsche Carrera. Motorkraft? Reichlich! Top Speed, naja, das ist ein eigentümlicher Trip. Wenn die Straße extrem schmal wird und alles so viel schneller da ist, als man sich wünschen kann ... ich bin eher ein Drehmoment-Junkie. Das bedeutet, man wird in Fliehkräfte und Erdschwere geschmissen. Das bedeutet Schubkraft. Das bedeutet: Erschütterung in ganz eigentümlichen physio- psychischen Zonen. Ich kann es nicht genauer beschreiben. Meine VFR hatte das auf sehr puristische Art in sich. Drehmoment und Schubkraft. Ich hab die 750er schließlich aus Vernunftgründen weggegeben. Meine bittersten Erfahrungen, daß die Straßen heute für sowas einfach zu eng sind, habe ich freilich einige Jahre davor gemacht. Zwei Motorräder sind mir bei solchen Geschichten zu Bruch gegangen, während meine fröhliche Unvernunft noch anhielt, um mit der VFR über ein paar Jährchen einige Strecken zu machen. (Ich nannte die Rote meinen "lächelnden Dämon", denn das Teil war ja nicht sehr zahm.) Warum ich all das erzähle? Weil ich darlegen möchte, daß mir die Ambivalenz dieser Themen tief im Leib steckt. Ich führe darüber keine akademischen Debatten, sondern hab quasi auf beiden Seiten der Grenzlinien viel Benzin gesoffen, um heute mit meinem Verstand und meinen Emotionen durch diesen Themenkomplex zu torkeln. Drehmoment-Junkie. Das ist keineswegs so dahin gesagt. Wenn so ein Teil wegreißt wie ein Raketenschlitten, ereignen sich, ich versuche, es möglichst nüchtern auszudrücken, in einem Vorgänge, die haben extremes Suchtpotenzial. |