martin krusches [flame] backroads
Ninebot E (Segway)
Wir sind gewohnt, daß zwei Räder hintereinander angeordnet werden, um damit
gut fahren zu können. Die Kreiselkräfte ausreichend großer Räder helfen uns dabei,
halbwegs stabil unterwegs zu sein.
Ein magischer Effekt, den man fein demonstrieren kann, indem man das Rad eines Fahrrades
zum Rotieren bringt und dann quasi frei schweben läßt, indem man nur ein Ende der Achse
hält.
Seit einigen Jahren läßt sich auch recht abenteuerlich fahren, wenn die zwei Räder
nebeneinander angeordnet werden. Dazu braucht es freilich Motoren und schlaue
Steuerungstechnik, denn wie ein Tretroller ließe sich das Vehikel nicht bewegen.
Was ist das? Beim Erfinder Segway hieß es Personal Transporter. Wir benannten es mit dem
Firmennamen: Das ist ein Segway. Es macht unglaublichen Spaß, nach der ersten
Herumwackelei die richtige Haltung zu finden und dann mit dem Teil ambitioniert durch die
Gegend zu düsen.
Der Segway ist 2001 auf den Markt gekommen. Die grundlegenden technischen Lösungen hat
Dean Kamen von der Entwicklung eines Rollstuhls (iBot) abgeleitet. Ninebot hat den Betrieb
2015 gekauft.
Aber es ist in diesem Fall kein Segway, sondern ein Ninebot, allemal
eben ein Personal Transporter. Allerdings mit vermutlich etwas bitterem Beigeschmack: "Wir
haben uns viel von Segway abgeschaut. Jetzt gehört uns das Unternehmen", sagte der
Ninebot-Chef Gao Lufeng. (Quelle: golem.de)
So geht das in der Geschäftswelt. Die amerikanische Firma Segway ist von ihrem
chinesischen Konkurrenten Ninebot heuer gekauft worden.
Der Ninebot E wie Elite, so läßt uns der Hersteller wissen, kann 20 Km/h
schnell werden und ist für etwa 25 Kilometer Reichweite gut. Firmengelände, Innenstadt,
solche Terrains. Ich hab die Höchstgeschwindigkeit nicht getestet, denn ich war gewarnt.
Nichts leichter, als mit diesem Ding einen Highsider zu bauen, was bedeutet, in hohem
Bogen abzusatteln. Es fühlt sich schnell sehr schnell an und der Körper reagiert
verrgleichaweise träge. Österreichisches Recht stuft den Ninebot E in der Kategorie
Fahrrad ein. Daran kann man sich orientieren, wenn man in den öffentlichen Verkehr
einschwenkt.
Also Radweg oder Fahrbahn, kein Gehsteig. Ich nehme an, es ist die maximale
Höchstgeschwindigkeit, aus der sich diese Zuordnung ergibt, denn ich hätte den Ninebot
als Moped klassifiziert. Die dürfen freilich 40 Km/h machen und sind rechtlich
detailreich definiert Die Kategorie ist also eine legistische Frage.
Ich hatte jüngst so meine Stehzeiten, als wir mit dem Blogmobil bei Roman Hold ankamen,
um eine Serie der Features zum Thema Die Ehre des Handwerks [link] zu beginnen. Dreharbeiten sind zeitaufwendig, als Interviewer
waren mir bei diesem Job demnach Pausen gegönnt. Dabei stellte mich Hold auf seinen
Ninebot und ließ mich abziehen.
So ähnlich könnte sich vor Jahrtausenden der erste Sumerer in einem der neuen,
leichten Streitwagen gefühlt haben. Man steht etwas unsicher auf der kippeligen
Plattform, sucht die passende Armhaltung, um das Teil zu führen, fegt vom, Platz, geht
leicht in die Knie, wenn man um eine Ecke pfeift, kommt sich dabei etwas kindisch vor und
ist euphorisch, weil das eine radikal neue Erfahrung ist, sich zu bewegen.
[Fahrrad] [Elektriker]
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