martin krusches [flame] logbuch / blatt #90Friday Night Cruising Diesmal war ich stilgerechter Selbstfahrer. Dank der Freundlichkeit von Jaqui und Tino Pölzer konnte mein Hausfrauenauto zuhause bleiben. Die "Göttin" ist spröde und zeigt dem ungeübten Liebhaber sofort: Das läuft noch nicht ganz rund, Schätzchen. Der mächtige Vorbau pflügt ruhig durch den Verkehr. Die anderen Leute sind mit Staunen beschäftigt, das erspart einem Hupattacken, wenn man als Rookie in der Deesse abschnittsweise recht langsam unterwegs ist. Anlaß für die Ausfahrt war ein weiteres Friday Night Cruising der Alltagsklassiker rund um Michael Tieber. Kino-Welten schimmern durch. "Convoy" trifft "Death Proof". (Regisseur Quentin Tarantino hatte der Killermaschine die Rubber Duck von Sam Peckinpah verpaßt.) Das Maschinchen gehört zum Pothole Rodeo [link] Diese Knochenrüttler-Tour hat Charme und wurde grade gestartet: "Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Fahrzeug, welches mindestens 20 Jahre ist und nicht mehr als 500 Euro in der Anschaffung kostet." Der glamouröseste Wagen des Abends war natürlich der DeLorean DMC 12. Vor dem Flügeltürer parkte kurz ein Einser-Golf. Damit habe ich zwei Giugiaro-Klassiker auf einem Bild, den exklusiven Keil und den Flotten-Keil. Das Schmuckstück des Abends war freilich ein 1967er Honda S800 in der attraktiven Roadster-Version. Aber nun noch ein spezielles Geschichtchen dieser Session. Vor über einem Jahrzehnt habe ich in Graz eine Morris Minor fotografiert. Das Cabrio landete in einem frühen Abschnitt meiner Flame-Site. Es wurde das Blatt Nummer 117 in diesem Projekt: [link] Nach einer Weile meldete sich bei mir, wie man dort nachlesen kann, der Besitzer Karl Hubeny. Nun hab ich ihn zum ersten Mal real getroffen. Das weiße Cabrio ist Geschichte. Hubeny fährt inzwischen einen gut erhaltenen Rechtslenker. Das sind also die Jungs, von denen ein mobiles Freilichtmuseum geführt wird. Aktive Kulturarbeit; was noch nicht allgemein verstanden wird. Zwischendurch rollt auch eine Cokebottle-Corvette auf das Set oder ein blitzendes Mustang Cabrio. Es sind also meist Fahrzeuge von mehreren Kontinenten da. Und was einst ein Bürgerkäfig war, nachdem wir uns als Buben nicht umgedreht hätten, ist heute ein Juwel. So etwa dieser Opel Olympia Rekord in der Caravan-Version, in nobler Zweifarblackierung, dem man noch ansieht, daß in den 1950ern die Heckflügel in Europa bloß in so gemäßigter Anmutung realisiert wurden, als extrovertierte Rücklichter. Und dann rollt plötzlich ein 1956er Ford auf den Platz, extrem tiefgelegt, radikaler Top Chop, ein rattenscharfer Amerikaner. Das Auto ist gesamt wie ein Abbild des legendären Teufels von Chris Cooper: [link] -- [Alltagsklassiker] -- |