martin krusches [flame] logbuch / blatt #66Spurtreue Im Herbst 2012 zeigte ich zum ersten Mal in der Gleisdorfer Galerie "einraum" eine kleine Schau zur Mobilitätsgeschichte, die an den Themen Puch, Waffenrad und Moped etwas über das neuere Werden individueller Mobilität deutlich machen sollte. 1) Die Puch M 50 V konnte zur Schürze auch noch eine hohe Frontscheibe erhalten Sammler Josef Laller hatte mir dazu einige Fahrzeuge geliehen. Im Zentrum die "Stangl-Puch", wie man sie nach über einem halben Jahrhundert seit ihrem Marktantritt heute noch im Alltagseinsatz finden kann. Ich saß gerade auf der Bank vor dem Fenster, als eine Frau mit einem fein in Schuß gehaltenen KTM Ponny vorbeikam. Das war in meinen Bubentagen stets ein Moped. Ich erinnere mich nicht, daß unter meinen Leuten jemand das Ponny einen Roller genannt hätte. Ich denke heute, daß die 50 ccm Hubraum für diese Zuordnung sorgten, nicht die Bauweise des Fahrzeugs. Es war eben ein "Fuchzgerl", also Moped. 2) KTM Ponny: Moped oder Roller? Ein paar Gedanken über mögliche Kategorien scheinen nützlich zu sein. Das wird praktischerweise über die Bauweise zu klären sein. Da die Begriffsbildungen jeweils von Industrie, Handel und Marketing bestimmt waren, verfügen wir bis heute über keine klaren Ordnungen, wie etwa in zoologischen Abhandlungen. Werbetexter haben über das Thema ebenso verfügt wie Fans und subkulturelle Zirkel. Meine Wahrnehmung österreichischer Verhältnisse zeigt als
Hauptkategorien im alltäglichen Sprachgebrauch Eine Nachfrage bei meinem Sohn hat mir gezeigt, daß im Sprachgebrauch außerhalb leidenschaftlicher Fan-Zirkel vor allem drei Kategorien auftauchen. Die Gatschhupfer, die Straßenhobel und die Scooter. Gatsch = Schlamm, das meint demnach geländegängige Mopeds. Die möglichst schnelle Straßenmaschine kommt auch als voll verkleidete, bunt dekorierte Hummel daher, die an Rennmaschinen erinnern möchte. 3) Exemplarische Scooter-Kontruktion: Lambretta 125 Wie durch das erfolgreiche Puch Maxi vielen Leuten ein Trade Mark zum Gattungsbegriff wurde (Mofa und Maxi werden synonym verwendet), wurde die Vespa von Piaggo unter den Rollern eine Kategorie für sich. Damit entfällt mir in der Frage nach dem Unterschied zwischen Moped und Roller das erste Kriterium, das mir dazu einfiel: Der Knieschluß beim Fahren. Das ist eben kein Roller-Kriterium, weil es zwar für alle Roller gilt, aber auch für alle Mofas und etliche Mopeds. Generell läßt sich sagen: Ich hab eine nackte Lambretta (Foto #3) entdeckt, die das deutlich macht. Ich tippe auf eine Lambretta 125F von 1954, die mit 125 ccm zwar außerhalb der Moped-Liga steht, aber die Scooter-Kontruktion anschaulich macht. 4) Füllig, aber kein Roller: Puch DS50 L Die Triebsatzschwinge bildet mit dem Motor eine Einheit. (Das hatte Piaggo bei der Vespa schon vorgeführt.) Der Stahlrahmen läßt es offen, ob man eine Karosserie draufsetzen möchte oder eben nicht. Der Durschstieg ist frei. Das Vorderrad steckt in einer kurzen Schwinge. Stellt man nun eine Puch Daisy dazu (Foto #4), wird deutlich: Eher kleine Räder, Stauraum unter der Sitzbank, da der Schalenrahmen entsprechend ausgelegt wurde, aber kein freier Durschstieg und immerhin möglicher Knieschluß am Tank. Kein Roller! 5) KTM Ponny Kurz zurück zum KTM Ponny. Eindeutig ein Roller. Die Verkleidung ruht auf einem Stahlrahmen. Der Durchstieg ist frei. (Das Staufach befindet sich innen an der Schürze.) Was etliche Mopeds und Roller dieser Ära so ähnlich aussehen läßt, ist nach meiner Einschätzung das Bemühen um Wetterschutz und die Notwendigkeit von Ladekapazität. Diese Mopeds waren für Leute gebaut, denen ein Auto aus Kostengründen noch unerschwinglich war. Schürze mit Trittbrettern, dazu womöglich eine Frontscheibe, Packtaschen am Heck, das ist alles sehr praktisch, denn damit kann man Wege zur Arbeit bewältigen und einen Haushalt versorgen. Als Teenager hatten wir freilich anders geordnete Prioritäten... +) Wird fortgesetzt! [moped: start] [die gefolgschaft des ikarus] |