martin krusches [flame] logbuch / blatt #65Spurtreue Ich bleibe noch kurz bei der im vorigen Eintrag erwähnten 1949er Ducati von Lagler (50 ccm, 1 PS) und bei der Puch Styriette. Beide Fahrzeuge haben in der Erscheinung noch deutlichen Fahrrad-Charakter und geben in der Motorisierung vor, was die kommenden Mopeds sein werden. 1) Ducati Cucciolo Die Puch stammt aus dem Jahr 1938. Hier wie da sind im Rahmen noch eigene Tretlager für die Pedale zu erkennen. Später werden die Wellen direkt durch die Motorblöcke geführt werden, um letztlich bei vielen Modellen den Kickstartern zu weichen, wie man sie von Motorrädern kennt. (Das Moped mutierte begrifflich zum Mokick, was sich bei uns aber im Sprachgebrauch nicht erhalten hat.) 2) Puch Styriette Die Puch schöpft 1,3 PS aus 60 ccm. Das sind beides Fahrzeuge, die gegenüber den Motorrädern eine neue Preiskategorie ergeben haben, in der sich für breitere Kreise der Bevölkerung die Greifbarkeit langsam abzeichnete. Hier eine Styriette im Grazer Johann Puch-Museum, unmittelbar neben einem zeitgemäßen Pedelec, also einem Fahrrad mit Elektromotor. 3) Puch Styriette neben Pedelec Zum direkten Vergleich zeige ich auch einen Klassiker aus jener Ära. Eine Puch 250 aus dem Jahr 1937, die es auf 10,5 PS brachte. Selbst ohne besondere technische Kenntnisse kann man hier sehen, wie massiv der Kontrast ist. Wenn Sie nun einrechnen, daß zu jener Zeit der Kauf eines Fahrrades die meisten Familien Österreichs finanziell überfordert hätte, wird erahnbar, welche Mobilitätsrevolution sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit erschwinglichen Mopeds ereignete. 4) 1937er Puch 250 Beachten Sie, daß es in den 1930er- und 40er-Jahren auf unseren Straßen kaum Automobile in Privatbesitz gab, weil Anschaffung und Erhalt viel zu teuer waren. Der Autoverkehr bestand hauptsächlich aus Firmen- und Behördenfahrzeugen. Die Kostenfrage begleitet den Zweiradsektor seit den frühen Jahren. So wurde etwa das "Puch=Kolibri=Motorrad", welches allein schon in der Erscheinung als ein Moped-Vorfahre wirken mag, über seinen geringen Verbrauch an Benzin und Pneumatik beworben. ("Pneumatiks" sind die Luftreifen.) Otto Wolf mit einer Puch Kolibri von 1909 Wir sehen auf diesem Foto (aus der Allgemeinen Automobilzeitung) "den bekannten Rennfahrer und Fahrmeister der Automobilfabrik Johann Puch A. F. in Graz Otto Wolf", der mit eben diesem Kolibri "im vergangenen Jahre eine Reihe von Siegen errungen hat", also 1909. Mopeds brauchten da noch rund ein halbes Jahrhundert, um in der Massenmobilisierung etwas bewirkt zu haben. +) Wird fortgesetzt! [moped: start] [die gefolgschaft des ikarus] |