martin krusches [flame] logbuch / blatt #60


GT 40, handgeschnitzt

Der simple Modus hat eine simple Grundbedingung: Sei schlank und drahtig. Für meine Gewichtsklasse gibt es keinen eleganten Modus. Aber eine sachkundige Anleitung erspart einem mindestens eine viertel Stunde des aussichtslosen Herumprobierens, um in den Fahrersitz zu kommen.

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Es bleibt noch knifflig genug, denn die Benzintanks liegen in den überbreiten Türschwellern, wovon der linke mächtiger als der rechte ist. Damit man also überhaupt an Bord kommen kann, sind die Türrahmen auffallend weit in das Dach hinein ausgeschnitten, was diese Partie fast nach einem T-Roof aussehen läßt. Der GT 40 heißt so, weil seine Bauhöhe 40 Zoll beträgt, was umgerechnet rund einen Meter ergibt.

Das Unikat wurde Stück für Stück einem Original aus dem Jahr 1965 nachgebaut. So eine piekfein ausgeführt Version des Ford GT 40 hat das Werk nie verlassen. Derlei machen bloß handwerklich hochrangige Enthusiasten mit verhaltensoriginellen psychischen Dispositionen. (Kosten? Wurden nicht berechnet, sagen wir einfach: Sehr hoch.)

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Es hätte einen Hammer gebraucht, um mich weiter reinzukriegen, und ein Hebeleisen, um mich wieder herauszuschaffen. Was bleibt, ist eine Übung in Demut. Auf der anderen Seite: Ich habe große Freude, wenn ich so ein Stück näher in Augenschein nehmen darf.

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Jedes Detail geschnitten, gefräst, laminiert, was immer nötig war, um ein komplexes Werk zu formen, das einem einschüchternden Kräftespiel gewachsen sein muß. Was da im Heck wütet, ist ein riesiger und brachialer V8 mit Edelbrock-Komponenten. Saugmotor.

Diese Mittelmotor-Granate ist ein reinrassiges Rennfahrzeug, was besagt: Extrem unbequem, zickig, und absolut nichts für Jungs mit normalem Fahrvermögen. Es ist überdies eine außergewöhnliche handwerkliche Leistung.

Mit solchen Fahrzeugen wurden in Le Mans Triumphe gefeiert, in Indianapolis ebenso. Wer wenigstens den Kopf hineinstecken durfte, wundert sich bloß noch, wie man an so einem Arbeitsplatz ein Langstreckenrennen bewältigt.

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Wer überdies bedenkt, daß man hier nicht nur in einen harten Schalensitz gegossen wird, der nach hinten und nach oben keinerlei Spielraum kennt, sondern überdies quasi in einer Badewanne voll Rennbenzin hockt, erahnt, was das für verrückte Kerle gewesen sein mußten, die da etwa die 24 Stunden von Le Mans absolvierten.

Die Gelegenheit für diese Eindruck lag einmal mehr in der Freundlichkeit von Roman Hold, der mir immer wieder solche Zugänge öffnet, während wir erörtern, was es wohl ist, daß in dieser Gesellschaft immer noch gerne auf Handwerker herabgeblickt wird, was auch eine Ignoranz gegenüber dieser speziellen Intellektualität bedeutet, die aus Jahrzehnten Handfertigkeit und Probleme lösen erwächst.

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