martin krusches [flame] logbuch / blatt #54Streetfighter Die symbolische Präsenz ziviler Krieger Der Feiertag hat sich lautlos an mich herangeschlichen. Genau darin fiel er mir dann auch auf. Diese Stille, die sich nicht lösen wollte. Als ich aus dem Küchenfenster sah, war mir klar, daß alle Läden dicht sein müssen. Es kommt nämlich so gut wie überhaupt nie vor, daß hier der vorgelagerte Parkplatz plus sein Umfeld völlig frei von Autos sind. Vormittags hatte ich bezüglich unserer Fünfer-Nacht
über die Zivilen Krieger [link]
geschrieben, denn ich wollte ein wenig herausarbeiten, wie sich das mit einigen
Fragestellungen unseres Herbst-Symposions verbindet; über die Ästhetisierung und
Inszenierung von Gewalt im Privatleben erigierter Kleinbürger. Was ist ein Streetfighter? Ein Rebell. Ein Aufständischer. Freischärler. Auf jeden Fall nicht Teil regulärer Truppen, was schon sehr gute Gründe verlangen würde, um nicht an kriminelle Gewalttäter denken zu lassen. Kleine Zeitung, 30.5.2013 In den vom Frieden verwöhnten Gegenden ist
das aber offenbar FESCH. Eine populäre Attitüde. Der verflixte Kerl,
der verwegene Bursche, kein Bergsteiger oder Schluchtenkriecher, sondern ein
Mann mit seiner Waffe, der auf den Staat pfeift und auf Landkriegskonventionen; kurz, ein
Freigeist. Oder? Der R1OT spielt aber mit dem Flair dieser Verwandtschaft. Bei Sylva, dem ursprünglichen Anbieter dieses Bausatzes (Kit), wird das liebäugeln mit Lotus allein schon am Firmen-Logo ablesbar: [link] Was ist daran bemerkenswert? Lotus Seven bei Gleisdorfer Klassik-Event Im Jahr 1957 war der radikale Zweisitzer, den Lotus-Gründer Colin Chapman entworfen hatte, auf den Markt gekommen. Selbstverständlich eine komfortlose Referenz an die "Harten Burschen", bloß daß man nun, da die "Silberpfeile" noch Siege einfuhren, nicht mehr Milliardär sein mußte, um an so eine Granate zu kommen. Die Zahl der Lotus Seven-Replikas ist fast endlos.
Am exponiertesten ist dabei sicher Caterham, ein britischer Hersteller, der sich
dem volksnahen Rennsport verschrieben (Rennschule, Clubrennen, Cartsport etc.) und von Lotus
die Rechte an diesem Sportwagen erworben hatte. Heute Beute. Später Jäger. [Quelle] Sagen wir es klipp und klar: Bei lackierten
Kampfhunden im 380 PS-Bereich muß der durchschnittliche Stutzer sein Schicksal und den
Herstelle um eine Menge EDV-Assistenz anflehen, weil Durchschnittsfahrer in einer
renntauglichen Mühle solcher Kraft sonst definitiv nicht gewachsen sind, falls sie
ungefiltert bei den Rädern ankommt. "Streetfighter" serienmäßig: Die bullige Vmax Hayabusa ist das japanische Wort für
den Wanderfalken, der ja Assoziation zur Jagd zuläßt. Das Motorrad mit diesem Namen
stammt aus dem Hause Suzuki und war die ersten Serienmaschine mit
Straßenzulassung, auf der die 300 km/h-Markierung überfahren werden konnte. Der Kawasaki Ninja begegnet eine Honda
Fireblade, daneben mag Yamahas Vmax geradezu nett klingen, ist es
aber nicht. (Maximum Velocity ist die höchst mögliche
Geschwindigkeit, die ein Objekt erreichen kann, ab der keine weitere Beschleunigung
machbar ist.) Sie verkörpert zugleich eine Stilrichtung, welche aus der Subkulktur in die
Serienfertigung gefunden hat: "Streetfighter" ist ein aggressiver
Motorrad-Stil, der den zur Spießer-Schaukel entratenen "Choppers"
entgegensteht. |