Fahrenheit reloaded: Der Brief

ÖVP Gleisdorf
Karl Bauer
26.08.2022


Servus Martin!
Ich komme erst heute dazu, auf Deinen Brief zu antworten und möchte eingangs mit einem Bibelspruch feststellen:
"Fürchtet euch nicht!"

Aus meiner Sicht leben wir in einer politisch interessanten Zeit, die auch in Gleisdorf mit ihren spezifischen Themen spürbar ist und über die sich gerade viele Menschen politisieren. Dieser grundsätzlich positiven Entwicklung widersprechen Deine Bedenken, die Demokratie könnte Schaden erleiden, da es auch um Positionen geht, die aus mehreren Gründen nicht nachvollziehbar, oft inhaltsleer und provozierend sind. Die Pandemie mit ihren Lockdowns hat dazu geführt, dass viele Kontakte reduziert werden mussten und so manche/n - unabhängig von politischer Herkunft - nur mehr die Straße als Ausdrucksort blieb, wo über die Zeit eine Blase entstanden ist, aus der es bis heute oft keinen Ausweg gibt.

Da es sich dabei nur mehr um eine kleine Gruppe handelt, sehe ich unsere Demokratie nicht in Gefahr, sehe aber dringenden Handlungsbedarf, sie aktiv zu gestalten, wenn andererseits in Gleisdorf nur mehr die Hälfte der Wahlberechtigten auch wählen gehen und eine internationale Studie sie als "Wahldemokratie" bezeichnet. Die kommende BP-Wahl am 9.10. wird hier ein aktueller Maßstab sein, wo es auch zur Kanditatur von neuen Parteien kommt, die gegen die Covid-Impfungen oder für die Auflösung des Parlaments eintreten.

Demokratie, Freiheit, Sicherheit, Frieden und Neutralität, auch die Gesundheit sind hohe gesellschaftspolitische - nicht nur individuelle - Werte, für die man täglich eintreten muss, um sie zu bewahren. Seit Februar ist auch noch der Ukraine-Krieg und die damit zusammenhängenden (Energie-) Marktstörungen, Lieferkettenprobleme und Preiserhöhungen dazugekommen. Dabei haben wir gesehen, dass der Verantwortungsbereich der Gemeinde leider ein sehr kleiner ist. Aus kulturpolitischer Sicht engagieren wir uns dabei mit der Etablierung eines offenen, überparteilichen Arbeitskreises "Gleisdorfer Freiheit", wo wir uns inhaltlich mit diesen Themen auseinandersetzen und zu sonntäglichen Gastgartensitzungen eingeladen haben. Auch weitere Veranstaltungen, wie eine Diskussion über den Wertewandel, sind für Herbst geplant. Unsere institutionelle parlamentarische Demokratie hat auch mit Bildung zu tun, wo es wichtig wäre, die politische Bildung zu stärken, um sich zu informieren, Meinungen zu bilden, sie kritisch zu beurteilen, und sich vor Fake-news zu schützen. Auch den Medien kommt hier eine hohe Verantwortung zu. Unabhängig davon steht es auch der Zivilgesellschaft frei, dahingehende Akzente oder Schwerpunkte zu setzen - einige Ideen sind schon eingebracht worden.

Nach nunmehr fast einem Jahr von Demonstrationen in Gleisdorf sehe ich nüchtern, dass sich auch die schweigende Mehrheit deutlicher artikulieren sollte und die öffentlichen Orte nicht einer laut schreienden Minderheit überlassen sollte. Wenn es hier einer fachlichen Kommunikation bedarf, dann nur auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen und medizinischem Wissen, damit unsere Veranstaltungen auch im Herbst wieder möglich sind und wir mit den Besucherzahlen an die vor-Corona-Zeit anschließen können. Ob wir zusätzlich auch noch am 16.11. den schwurbelnden Kabarettisten Roland Düringer, der ohnehin bei den Demos für mich schmerzhalft auf- und abgespielt wird, einladen müssen, möchte ich in Frage stellen.

„May you live in interesting times!“ ist für mich ein interessanter politischer Zugang gerade in der jetzigen Zeit, die uns für die Zukunft stärken statt spalten wird.

Liebe Grüße!
Karl Bauer.


Krusche am 26.08.2022

lieber karl!
danke für die detaillierte rückmeldung! wir sind nun fast komplett.
erwin kohl hat ein persönliches gespräch bevorzugt. ich fasse das noch zusammen, schicke ihm meine notiz zur freigabe zu, dann fehlt nimmer viel an aktuellen positionen. (von der FPÖ wäre noch eine stellungnahme zu erwarten.)

wenn ich das material aus diesem ersten verständigungsschritt komplett habe, stelle ich es hier im web online: Der Brief | Eine Momentaufnahme

der begriff "momentaufnahme" soll verdeutlichen: das ist eine erste skizze zu einer komplexen situation. (das möge ergänzungen erfahren.)

mir ist wichtig: zur option "meine haltung ist eh bekannt" käme ja eigentlich die frage: "wo kann ich es nachlesen?" wo besteht EVIDENZ? wo ist es DINGFEST?

wir gehen zügig auf einen wahlkampf zu. da ist es unausweichlich, daß wahlpropaganda den öffentlichen diskurs etliche zeit prägen wird.
dazu finde ich es hilfreich, wenn (unabhängig davon) ein wenig klarheit herrscht, wie man in den gleisdorfer fraktionen über den zustand der welt und europas POLITISCH denkt.

:-)
martin


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