Fahrenheit reloaded: Der
Brief
ÖVP Gleisdorf Christoph Stark 23.08.2022
Lieber Martin,
ich verstehe deine Klage. Denn sie
schlägt in vielfacher Form von unterschiedlichen Mitbürger:innen
artikuliert auch bei mir auf. Woche für Woche. Und Woche für
Woche setze ich mich im Diskurs mit diesen Mitbürger:innen
auseinander – diese Diskussion endet leider meistens an der
Tatsache, dass die Demokratie Demonstrationen wie diese
aushalten muss.
Ungeachtet dessen wird dieses Thema auch
immer wieder öffentlich im Gemeinderat und in anderen Gremien
diskutiert. Sogar eine zivilgesellschaftliche „Anti-Demo“ hat
sich sonntags im Laurenzibräu gebildet. Ein Vermissen seit
Jahren, Monaten und Wochen kann ich nicht nachvollziehen.
Erst vor wenigen Wochen gab es auf mein Betreiben hin einen
Gesprächsgipfel in der Grazer Burg, an dem hochrangige
Vertreter:innen von Polizei, Verfassungsschutz,
Verfassungsdienst, Universität, Büro LH, BH und einige mehr
teilgenommen haben. Ergebnis: Der Verfassungsdienst sollte
prüfen, ob es eine rechtlich machbare Vorgangsweise Demos dieser
Art besser zu begegnen. Das Ergebnis ist noch offen.
Gleichzeitig ist es den politischen Kräften auch ein Anliegen,
die Balance zwischen Diskurs und Aufmerksamkeitsgrenze zu
wahren. Denn je intensiver die Diskussion über krude Aussagen
bei Demos wird, desto größer wird die Bühne für diese Personen.
Abgesehen davon ist es Aufgabe der Polizei, Aussagen, die – wie
du sagst – Tatbestände sind, als solche wahrzunehmen und auch
behördlich zu verfolgen.
In den vielen Gesprächen mit den
Menschen in unserer Stadt, habe ich das Gefühl, dass ein
öffentlicher Diskurs über die Inhalte und das Wesen dieser Demos
nicht ganz oben auf der Bedürfnispyramide steht. Da überwiegen
derzeit ganz andere Problemstellungen. Die Demos werden von ganz
vielen mittlerer Weile ignoriert, als wiederkehrende Seltsamkeit
eingeordnet, mit wenig schmeichelhaften Attributen betitelt,
andere wiederum ärgern sich über die regelmäßige Lärmerregung.
Einer weiterführenden Diskussion stelle ich mich natürlich
sehr gerne, mich beschäftigt dieses Thema wie die allermeisten
Gleisdorfer:innen nun auch schon seit Mitte November 2021. Wie
sagte einst ein Vizekanzler: „Es reicht!“ Dem würde ich mich
anschließen, wenn ich nicht wüsste und natürlich akzeptiere,
dass unsere Verfassung eine schützende Glasglocke über
Demonstrationen – so auch über diese – stellt.
Herzliche
Grüße! Christoph Stark
Krusche am 23.08.2022
lieber
christoph!
danke für deine zügige rückmeldung.
es
scheint mir sinnvoll, jetzt einmal mögliche antworten zu
sammeln, anstatt hier zu einzelnen punkten eine mail-debatte zu
entfalten.
so mag sich ein mosaik vorhandener ansichten
zum thema ergeben, also der status quo konkret nachvollziehbar
werden.
daraus mögen sich eventuell ein paar vorrangige
punkte ableiten lassen, die a) einer näheren prüfung/erörterung
wert wären, um dann b) aus einer konzentrierten situation in den
öffentlichen diskurs hinauszuführen.
denn daran wäre mir
sehr gelegen, daß (jenseits von informellen situationen und
kleinen kreisen) im öffentlichen leben gleisdorfs (welches ja
von medien mitgestaltet wird) klarer erkennbar und belegbar
wird, welche positionen den laufenden angriffen auf die
fundamente der republik gegenüberstehen.
das könnte ja
auch ein politischer/soziokultureller prozeß werden, der
verdeutlicht, wie notwendig in dieser zeit verständigung &
dialog zwischen sowie kooperartion von zivilgesellschaft und
politik sind.
in der sache wäre aktuell sicher boden zu
gewinnen.
:-) martin |