Andreas Zinggl:
Siedlungsstruktur und Erschliessung

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Der Druck auf Bauland

Gleisdorf hat viele Geschäfte, Schulen, Banken, Supermärkte, Fachmärkte, Autoreparaturbetriebe, Ärzte. Allein fünf Zahnärzte und drei Reisebüros. Im Verhältnis zu den 5000 Einwohnern wäre das eigentlich ein Überangebot. Erst mit den 25000 Menschen im Einzugsgebiet von Gleisdorf wird dieses Angebot erklärlich.

Für die Gemeinde stellt dies eine große Herausforderung hinsichtlich ihrer Siedlungspolitik dar. Die Fläche des Gemeindegebietes ist mit knapp fünf Quadratkilometern relativ klein. Nicht nur flächenintensive Betriebsgebiete, eine Autobahn, ein ausgedehntes Kerngebiet, landwirtschaftliche Nutzungen und nicht zuletzt über 5000 Einwohner gilt es mit all ihren Ansprüchen unter einen Hut zu bringen. Der Druck auf verfügbares Bauland ist entsprechend groß. Massive Nutzungskonflikte wären eine logische Konsequenz. Sieht man sich die Siedlungsstruktur im Detail an, so ist klar zu erkennen, daß die Anordnung der Nutzungen sinnvoll gelöst ist. Im Süden und Westen, in Richtung Auto- und Eisenbahn befinden sich die Betriebsflächen. Im Norden und Osten ist das Wohngebiet inklusive Schulen ausgewiesen. Dazwischen - im historischen Ortskern - ein Kerngebiet mit zentralen Funktionen, das die unterschiedlichen Nutzungen optimal verknüpft.

Die stattliche Anzahl von Industrie- und Gewerbebetrieben beeinträchtigt die Wohnqualität in keiner Weise. Das auf einen größeren Siedlungsraum ausgerichtete Versorgungsangebot wertet Gleisdorf als Wohnstandort erheblich auf, wie die steigende Einwohnerzahl bestätigt. Bedingt durch die geringe Gemeindefläche ist eine Ausdehnung des Siedlungskörpers nach außen nicht mehr möglich. Das Bauland wird zusehends knapp. Die Bodenpreise erreichen mitunter großstädtisches Niveau. Seitens der Gemeinde ist man darauf angewiesen, daß die sogenannte "Innere Baulandreserve" genutzt wird. Die Verfügbarkeit über jene Grundstücke, die zwar als Bauland gewidmet, aber nicht als solches genutzt sind, ist nur selten gegeben. Ein direktes Nebeneinander von brachliegenden Grundstücken und durchaus aufwendigen Bebauungen ist keine Seltenheit und vermittelt eine vordergründig paradoxe Situation.

Aus Sicht eines Grundstücksbesitzer ist es nur allzu klar, sich einen eventuellen Verkauf gut zu überlegen. Wertsteigerungen in Millionenhöhe innerhalb weniger Jahre sind nicht auszuschließen.

Die Gemeinde ist also in mehrfacher Weise gefordert, dem Bedarf an leistbarem Wohnraum zu begegnen:
(1) Die innere Baulandreserve muß verfügbar gemacht werden um den Bedarf an Wohnraum decken zu können.
(2) Eine angemessene Dichte (verdichteter Flachbau) ist anzustreben. Die Wegzeiten der Bewohner verkürzen sich bei höherer Dichte - ein bei der Wahl des Verkehrsmittels entscheidender Aspekt. Eine zu geringe Dichte, bzw. die nur einseitige Bebauung von Erschließungsstraßen erhöhen die Infrastrukturkosten für Kanal, Wasser, Schneeräumung, etc. für die Gemeinde.
(3) Das Leerstehen von Gebäuden im Altbestand muß verhindert werden.

Die Stadt ist kein Baum

Aus raumplanerischer Sicht hat Gleisdorf in den letzten Jahrzehnten eine sinnvolle Gemeindeplanung betrieben. Die vorausschauende Planung der letzten Jahrzehnte ist heute klar zu erkennen. Positiv hervorzuheben sind auch die Anstrengungen, den Hauptplatz vom motorisierten Verkehr zu befreien, die Ansätze einer fußgeher- und fahrradfreundlichen Gestaltung der Verkehrswege, vor allem im Bereich der Schulen, oder die Anordnung des Kindergartens in unmittelbarer Nachbarschaft zum Seniorenwohnheim. Nutzungskonflikte sind insgesamt auf ein Minimum reduziert, sieht man von dem Konflikt zwischen Natur- und Siedlungsraum im Bereich der Fließgewässer ab.

Dennoch sind auch Mängel erkennbar. Ein Aspekt fällt besonders auf. Die Erschließung des Wohngebietes ist maßgeblich durch die fehlenden Querverbindungen beeinträchtigt. Nahezu jede Straße, die von der Dr. Hermann Hornung Gasse in Richtung Norden führt ist eine Sackgasse. Das Straßennetz sollte grundsätzlich nicht wie die Äste eines Baumes angeordnet sein, die sich nach außen hin zunehmend verzweigen, sondern vielmehr einen Kreislauf bilden, der den Transport in beide Richtungen ermöglicht.

Jene Gebiete, die ausschließlich über Stichstraßen erschlossen werden, mögen zwar von Durchzugsverkehr verschont sein, dennoch überwiegen die Nachteile:
(1) Die fehlenden Querverbindungen verursachen lange Wege. So passiert es in einigen Straßen Gleisdorfs, daß von einem Sackgassenende zum nächsten bis zu dreißigfache Weglängen entstehen, in Relation zur direkten Distanz.
(2) Ist aus irgendeinem Grund die Straße blockiert, so sind all jene Gebäude von der Umwelt abgeschnitten, die dahinter liegen. Einsatzfahrzeuge wie Rettung oder Feuerwehr haben daher bei Notfällen keine zweite Zufahrtsmöglichkeit.
(3) Versäumt man von der Bundesstraße, bzw. der Dr.Hermann Hornunggasse, kommend die richtige Abzweigung ist der Fehler nur schwer zu korrigieren. Eine parallel laufende Querverbindung ließe dies zu.

Querverbindungen könnten das Problem beseitigen. Zweifellos hängt diesbezüglich viel von der Einsicht der Grundbesitzer ab. Doch insbesondere im Bereich der bestehenden Baulandreserven könnten entsprechende Schritte gesetzt werden. Für Bereiche, in denen sich keine Erschliessung mehrt realisieren lässt, sollten zumindest Fuss- und Radwege angelegt werden. Über Wegerechte wäre die eine oder andere Querverbindung sicherlich noch durchzusetzen und vom Bedarf zeugen die Trampelpfade.

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