Heide-Maria Schatzl: Der Gleisbach Schwinden von Wasser
Der Gleisbach ist stark vom Ortsgebiet geprägt. Für die Beschreibung seines Verlaufs und die unterschiedlichen Nutzungen helfen Ausdrücke aus der Flächenwidmung: Quell-, Siedlungsgebiet, Zentrum, Gewerbe- und Mündungsgebiet. Der Bach fließt durch Gleisdorf, sein Quellgebiet liegt aber außerhalb der Gemeinde. Im Quellgebiet herrscht land- und forstwirtschaftliche Nutzung vor. Die Ackerkulturen sind mit einem Streifen Wiese (einer notwendigen Ausgleichsfläche) vom Bach getrennt. Die standortgemäßen Arten bilden einen ausreichend dichten Gehölzsaum. Noch kurz vor dem Gemeindegebiet befindet sich das Rückhaltebecken der Gemeinde Gleisdorf, das zum Zweck des Hochwasserschutzes von 6 ha Wohn- und Siedlungsgebiet angelegt ist. Der dort entstandene Grundsee mit Fischen steht im krassen Gegensatz zum weiteren Verlauf des Gleisbaches. Der Damm gewährt dem Bach zu geringen Durchlaß für einen kontinuierlichen und lebendigen Fluß im gesamten weiteren Bachbett. Das Siedlungsgebiet ist mit landwirtschaftlicher Nutzung durchmischt. Der Ausgleichsstreifen fehlt stellenweise, Apfelkulturen langen bis zum Fluß, der Gehölzsaum ist lückenhaft, wechselt mit Brennesselflächen ab, zum Teil reicht unbefestigte Erde an den Fluß heran. Ein gelungenes Beispiel des Aufeinandertreffens von Wohnnutzung und Fluß zeigt ein Gemeindebau: Die Spielgeräte wurden in das Bachgebiet integriert, was auch bei der gerade in Bau befindlichen Siedlung "Familyhouse" nebenan beachtet werden sollte. Bei der sonstigen Parzellierung der Einfamilienhäuser ist eine akzeptable Mischung aus standortgemäßem Gehölzsaum untersetzt mit Ziergehölzen gepflanzt. Zum Teil sind die Ufer vorbildlich mit Weidenfaschinen und Steinblöcken befestigt, Stege führen über den Bach. Entlang der Freizeitanlage mit Bädern und Tennisplätzen ist der Bach zwar einerseits mit einer Promenade aufgewertet, allerdings nicht attraktiv gestaltet: Die Übergänge sind gesperrt, das Flußbett ist mit Beton abgeplattet, der Gehölzsaum zu einer grünen Mauer verkommen, der Fluß versteckt. Gleich daneben ist das Wasser der drei Schwimmbecken ein Anziehungspunkt der Gemeinde. Im Zentrum ersetzen Zierpflanzen, Thujenhecken, Essigbäume die natürliche Ufervegetation. Oftmals zerstückelt, unter Terrain verlaufend, ist der Bach nur schwer erkennbar. Paradoxerweise folgt die Anordnung einiger Brunnen dem nun unkenntlichen Bach. Wie Denkmäler markieren sie den Lauf des Gleisbaches und geben abstrahierte Formen von Gewässerbildern wieder. Brunnen und künstlich angelegte Wasserspiele kommen dem Bedürfnis der BewohnerInnen nach Wasser anstelle des Baches entgegen. Dort wo der Bach erstmals überbaut wird, steht beispielsweise ein Brunnen, der einen Wasserfall nachahmt. Am Hauptplatz ist ein künstlicher Fluß angelegt: Steine in Beton dienen als Flußbett, Metallschleusen als Ersatz von Wasserfällen, Zierpflanzen als Ufervegetation. Eine technische Schmuckversion als Ersatz für den natürlichen Fluß, der derzeit kaum Beachtung findet. Im Gewerbegebiet ist die Gestaltungslinie des Baches vom Zentrum fortgesetzt. Der Brunnen der Feistritzwerke, mit Solarstrom betrieben, ist spannender als der Gleisbach, der mittlerweile ohne Gehölzsaum an der Firma vorbeifließt. Im Stadtpark gewinnt der Bach an Bedeutung, obwohl der Fußweg entlang des Baches nicht im Stadtplan eingezeichnet ist. Nach dem Park ändert sich das Flußbild wieder schlagartig. Vorbei an der Bahnlinie und der Autobahn hin zur Mündung in die Raab, ist der Gleisbach auch nicht mehr im Stadtplan eingetragen. Maßnahmen entlang des Gleisbaches könnten das Gestaltungs- und Erlebnispotential für die Stadt aufgreifen und den Bach aufwerten. Entlang des Freizeitgebietes könnte das Flußbett mithilfe von Weidenfaschinen und Steinen rückgebaut werden (eine Gestaltung mit Übergängen, die das Wasser des Gleisbaches zeigen) und ein Gehölzsaum mit standortgemäßer Bepflanzung Schatten geben. |