Andrea Mann: Ein Bild der Stadt Markante Elemente von Gleisdorf Die Lesbarkeit einer Stadt ist Grundlage für die Orientierung der Menschen, die sich darin bewegen. Im folgenden werden städtebauliche Merkmale von Gleisdorf aufgelistet, die Identität und Orientierung schaffen. Nach der Methode von Kevin Lynch wurden dafür 14 Bewohner und Bewohnerinnen gebeten, einen Plan für Fremde zu zeichnen, damit sie sich in Gleisdorf zurecht finden. Damit verbunden wurden Interviews durchgeführt. Die Studie ergab folgende Elemente der Stadt als wichtige Orientierungspunkte. Bis auf eine Ausnahme ist in allen Karten die Stadtpfarrkirche und das Rathaus eingezeichnet. Danach folgt die Autobahn mit 8 Nennungen, der Einbahnring sowie die Schulen (7 Nennungen) gefolgt vom Einkaufszentrum, dem Bezirksgericht und dem Kloster (5 Nennungen). Der Solarbaum, das moderne Wahrzeichen von Gleisdorf wurde von 4 Personen dargestellt, der Florianiplatz von 3, und nur 2 Karten zeigen auch den Bahnhof und die Marienkirche. Der Busbahnhof war nur für eine Person relevant. Von manchen Personen wurden neben dem Einkaufszentrum noch einzelne Geschäfte eingetragen, wobei der Spar am häufigsten aufscheint. Als Firmengebäude wurde Binder & Co. mehrfach als Orientierungspunkt aufgelistet. Bei den Ergebnissen fällt auf, dass Freizeiteinrichtungen nur von zwei Personen dargestellt sind. Dies sind der Sportplatz und das Wellenbad. Der Stadtpark ist nur in einer Karte eingezeichnet. Das Image der Stadt Den Befragungen und Zeichnungen zufolge trägt die Stadt das Image einer für den motorisierten Individualverkehr gut erschlossenen Einkaufsstadt mit zwei Wahrzeichen, der Kirche und dem Rathaus. Der Gesamteindruck der Stadt wird von vielen Befragten aufgrund der äußeren Erscheinung der Gebäude im Zentrum als schön bezeichnet. Die Gleisdorfer fühlen sich in ihrer Stadt weitgehend wohl. Kritisiert wurde teilweise das fehlende Angebot für die Jugend. Der Fokus der Versuchspersonen richtet sich bei ihren kartografischen Darstellungen hauptsächlich auf das Zentrum mit der in der Peripherie angedeuteten Autobahn bzw. deren Zufahrten. Daneben ist am häufigsten noch die Bürgergasse, sowie die Franz-Josef-Straße, oft jedoch ohne Straßenbezeichnung eingetragen. Viele Befragte mussten während des Zeichnens feststellen, dass ihnen die Straßennamen nicht geläufig waren. Vergessene Stadtteile Der von den Personen dargestellte Bereich umfasst lediglich das Zentrum der Stadt mit etwa 25 ha, das entspricht etwa 5 % der Gesamtfläche von Gleisdorf.Die ausgedehnten Wohnsiedlungen im Norden der Stadt, die Industriezone im Westen, sowie das Gemeindegebiet südlich der Autobahn fehlen zur Gänze. Im Süden und Westen der Stadt sind die Barrierewirkungen der Autobahn und der Umfahrungsstraße deutlich zu erkennen. In den Zeichnungen der befragten Personen spiegelt sich auch die planerische Vernachlässigung der Wohngebiete im Norden und Osten der Stadt wider. Die zum Rand der Stadt auslaufenden Sackgassen ohne markante Orientierungselemente hinterlassen keine einprägsamen Eindrücke, obwohl die befragten Personen durchwegs auch in diesen Gegenden wohnen. Die beiden Bäche Raab und Gleisbach spielen offensichtlich eine untergeordnete Rolle im Stadtbild von Gleisdorf, was auch dem Eindruck der Experten entspricht. Beide Bäche wurden in die städtische Planung zuwenig eingebunden. Orientierung in der Stadt Bei der Untersuchung ist aufgefallen, dass es den Bewohnern oft schwer fiel, eine Karte von Gleisdorf zu zeichnen. Sie meinten zwar alle, dass sie sich in Gleisdorf auskennen, das Gesamtbild der Stadt war aber nicht systematisch strukturiert. Viele gaben an, sich anhand der Geschäftslokale zu orientieren. Probleme gab es mehrfach bei der Zusammenführung der Straßen im südlichen Stadtbereich. Die Frage, ob sich Fremde leicht in der Stadt zurechtfinden, verneinten die Befragten mehrheitlich. Vielfach wurde erwähnt, dass das Versäumen von Abzweigungen entlang des Einbahnringes zu großen Umwegen führe, da der gesamte Ring wiederholt durchfahren werden müsse. Barrieren in der Stadt Das Problem des Individualverkehrs prägt das Bild der Stadt und wirkt in vieler Hinsicht als Barriere. Die Wege führen von außen zum zweispurigen und sehr rasch befahrenen Einbahnring. Wegweiser und Schilder führen auch leicht wieder aus der Stadt hinaus bzw. zum Einkaufszentrum. Durchreisende werden aber kaum angehalten zu verweilen und die Schätze der Stadt, wie die interessanten Gebäude oder den Stadtpark zu genießen. Dies zeigt sich auch darin, dass der Hauptplatz lediglich von vier Personen eingezeichnet wurde. Eine Aufgabe der Stadtplanung könnte es sein, den durchfahrenden motorisierten Individualverkehr im inneren Stadtbereich einzudämmen und alternative Verkehrsträger wie Fahrrad, öffentlicher Verkehr oder Zu-Fuß-Gehen attraktiver zu gestalten. Ein Abbau der Barrieren sowie verkehrsberuhigende Maßnahmen entlang des Einbahnringes würde das Verweilen im Zentrum der Stadt fördern, da eingeladen wird zu Fuß die Altstadt zu durchlaufen und ein weitreichenderes Bild der Stadt als nur aus der Perspektive eines Autofahrers wahrzunehmen. |