Claudia Dankl: Die Raab – Naturraum und Erholung

dankl2.jpg (11940 Byte)

Gleisdorf liegt an der Raab. Die Raab untergliedert gemeinsam mit der Mur, der Feistritz und der Lafnitz das oststeirische Hügelland. In der Gemeinde ist das Bewusstsein über die Bedeutung des Flusses nicht ausgeprägt. Im Buch "Gleisdorf von der Sonne verwöhnt" (Wernbacher Verlags KEG 2001), das in zahlreichen Bildern und Texten einen Überblick über die Gemeinde gibt, werden die Raab und ihre Zubringer nur zweimal kurz und ohne Abbildungen erwähnt. In der Gemeindechronik "Gleisdorf 1229–1979" wird von den Gewässern nur im Zusammenhang mit den zahlreichen, teils katastrophalen Hochwässern berichtet.

Die Raab fliesst entlang der südwestlichen Gemeindegrenze. Kurz nach dem Eintritt in das Stadtgebiet verschwindet sie flussab der Grazer Strasse hinter dem Industrieareal der Firma Binder, noch weiter flussab ist sie vom Ortskern durch Eisenbahn und Autobahn getrennt. Mit dieser räumlichen Abgeschiedenheit innerhalb der Gemeinde ist der Fluss auch aus den Köpfen vieler Gleisdorfer und Gleisdorferinnen verschwunden.

Erholungspotenzial

Die Raab hat neben der ökologischen Funktion auch das Potenzial eines Erholungsraumes. Dieses Potenzial wird derzeit kaum genutzt. In erster Linie sind es die Fischer, die Bänke entlang der Ufer aufgestellt haben und die Atmosphäre am Wasser geniessen. Das ist einerseits dem fehlenden Bewusstsein über das Vorhandensein des Flusses bei den Bewohnern zuzuschreiben, andererseits auch der Raumordnungspolitik der Gemeinde: viele Gewerbe- und Industriebetriebe haben sich – räumlich getrennt von den Wohnflächen – entlang der Raab angesiedelt. Die Bautätigkeit im Überschwemmungsbereich machte den Bau von Hochwasserschutzanlagen erforderlich. Der Bau grosser Hallen und die Versiegelung von Flächen im Nahbereich des Flusses sind auch insofern problematisch, als die Flächen bei Hochwässern nicht mehr der Versickerung und dem Wasserrückhalt dienen.

Derzeit wird der Sportplatz vom Stadtzentrum an die Autobahn und damit in die Nähe der Raab verlegt. Zusätzliche Massnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Raab als Erholungsgebiet wären sinnvoll. Die Halle am Areal der Firma Glieder wurde bereits als Veranstaltungsort für ein Clubbing benutzt und bietet ein besonderes Ambiente. Für eine weitere Nutzung als Veranstaltungsort müsste die Halle freilich adaptiert werden.

Die bestehenden Radwegverbindungen in Gleisdorf machen eher einen Bogen um die Raab. Südlich der Autobahn wäre die Mühlhausenstrasse eine gute Radwegverbindung, allerdings besteht Fahrverbot am Areal der Firma Glieder; die Strassenfläche dort ist in Privatbesitz. Unmittelbar nördlich der Autobahn reichen die Industrie- und Gewerbeflächen bis an die Raab heran; auf eine Rad- und Fußwegverbindung entlang des Flusses wurde bisher kein Wert gelegt. Nördlich der Grazer Strasse wäre beispielsweise ein Spazier- und Radweg am linken Flussufer in die Gemeinde Albersdorf eine attraktive Verbindung, die teilweise am bestehenden Hochwasserschutzdamm errichtet werden könnte.

Wenn Maßnahmen zur Steigerung des Erholungspotenzials umgesetzt werden, muss unbedingt auf die ökologische Funktionsfähigkeit des Fließgewässers geachtet werden.

Ökologie

Das Flusskontinuum ist in Gleisdorf durch zwei Wehre unterbrochen. Das Wehr bei der Felbermühle kann von den Fischen auf einer Fischleiter umwandert werden. Das weiter flussab gelegene Glieder-Wehr stellt für die natürlich vorkommenden, wandernden Fische eine unüberwindbare Barriere dar. Die Fischaufstiegshilfe bei der Felbermühle wird daher zum Großteil von den Fischen benutzt, mit denen die Gemeinde Gleisdorf als Inhaberin der Fischereiberechtigung den Fluss besetzt. Die Errichtung einer Fischaufstiegshilfe beim Glieder-Wehr wäre jedenfalls anzustreben.

Der Ufergehölzstreifen entlang der Raab stellt in der weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft einen wichtigen Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere dar. Wichtig ist auch die ästhetische Funktion als landschaftsgliederndes Element. Auf die Nachpflanzung von Gehölzen sollte unbedingt geachtet werden, da sich in Bestandslücken der Japanische Knöterich (Reynoutria japonica) ausbreitet. Reynoutria japonica, eine aus den Gärten verwilderte Pflanze, tritt in Massenbeständen auf und verdrängt die Vielfalt der Strauch- und Krautschicht.

Zubringer der Raab / Gleisbach (südlich der Autobahn)

Der Gleisbach ist entlang der Mühlgasse und entlang des Urschaweges in der Stadtkarte 1:12.000 nicht eingetragen. Ein weiteres Indiz für den fehlenden Bezug der Gleisdorfer zu ihren Gewässern? Zahlreiche Stellen im Bachbett sind derzeit aufgrund der allgemeinen Wasserknappheit ausgetrocknet. An anderen Stellen, wo noch Wasser steht, drängen sich die Fische, können aber von dort nicht mehr weg. Es wäre zu prüfen, ob der Bach vom Rückhaltebecken am Oberlauf ständig dotiert werden könnte. Der Gehölzsaum entlang des Gleisbaches ist streckenweise nur mangelhaft ausgebildet. In der Nähe bestehender Gärten wurden Ziergehölze wie Forsythie und Flieder im Bachbegleitgehölz gepflanzt. Aus ökologischen Gründen wäre hier die Pflanzung von Weiden, Pfaffenkäppchen, Hartriegel o.ä. vorzuziehen.

Greithbach

Im dichteren Siedlungsgebiet nördlich der Feldbacher Strasse ist der Greithbach verrohrt, er tritt erst hier ans Tageslicht und hat Potenzial als Erholungsraum: Obwohl die Gassen, die in Richtung Bach führen, Sackgassen und in Privatbesitz sind, verlaufen Trampelpfade entlang des Ufers, die den Bedarf an Spazierwegen erkennen lassen. Die naturnahe Ausgestaltung eines Weges könnte überlegt werden.

Personal Page
• Home: Kulturlandschaftsforschung


[befunde] [crew] [core] [reset]