kunstraum.gleisdorf: Neue Räume
Disksmags Multimediale Zeitschriften Von Claus D. Volko Bei Diskmags handelt es sich um eine in der Öffentlichkeit weithin unbekannte Publikationsform, die aufs engste mit den neuen Informationstechnologien verknüpft ist. Der folgende Artikel soll Interessierten einen Einblick in die Besonderheiten dieses Mediums und seinen sozio-kulturellen Kontext gewähren. Das Wort "Diskmag" ist ein Neologismus aus "Diskette" und "Magazin": Ursprünglich wurden diese Zeitschriften tatsächlich auf Disketten weitergegeben. Mittlerweile ist freilich das Internet das bevorzugte Vertriebsmedium, zumal sich heutige Diskmags schwerlich auf nur einer HD-Diskette unterbringen ließen. Vielleicht wäre daher der Ausdruck "elektronische" oder, noch besser, "multimediale Zeitschrift" heute angebrachter. Denn die multimediale Komponente ist es, was Diskmags ausmacht. Es gibt mittlerweile viele Magazine, die in digitaler Form vorliegen. Man denke etwa an Zeitschriften im Textformat, wie es viele Hackerpublikationen à la Computer Underground Digest oder Phrack sind. Seit dem Aufkommen des Internets schießen außerdem Online-Magazine wie Pilze aus dem Boden. Das bekannteste Beispiel ist vermutlich Wired, das Magazin der Technikfreaks der frühen 90er, welches auch jetzt noch im Netz erscheint. Manche dieser Online-Zeitschriften sind frei zugänglich, andere haben kommerzielle Natur und sind für zahlende Mitglieder reserviert, wie etwa MSN Slate. Daneben hat eine Reihe von Nachrichtenmagazinen und Rundfunkstationen Online-Präsenzen etabliert - man denke nur an den Spiegel oder den ORF. Diskmags heben sich von all diesen Typen von elektronischen Magazinen durch folgende
Merkmale ab: Das Wesen von Diskmags kann ohne Kenntnis des dazu gehörigen sozio-kulturellen Kontextes nicht verstanden werden. Diskmags sind ein Medium, das aus einem ganz bestimmten Milieu heraus entstanden ist, der so genannten Demoszene. Das ist eine Computerkunst-Bewegung, die erst jetzt anfängt, von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Die Demoszene hat ihre Wurzeln in der Cracker-Szene der 80er Jahre: Als die Verbreitung von Raubkopien von Computerspielen unter Jugendlichen zunahm, begannen die Hersteller, Algorithmen in ihre Produkte einzubauen, die das Kopieren erschweren, wenn nicht verhindern sollten; man nennt diese Algorithmen auch Kopierschutz. Gewiefte Teenager (Durchschnittsalter 15 Jahre) begannen, systematisch die Funktionsweisen dieser Kopierschutze zu erforschen und sie schließlich auszuhebeln, d.h. zu cracken. Mit der Zeit verbreitete sich die Kunst des Crackens von Skandinavien ausgehend über die gesamte westliche Zivilisation, und es begann ein reger Wettbewerb unter den Crackern. Zuerst kam es nur darauf an, wer ein Spiel als erster knackte und verbreitete. Mit der Zeit gewann aber ein anderer Aspekt zunehmend an Bedeutung, nämlich wie kreativ die Spiele manipuliert wurden: Abgesehen vom Einbauen von Trainern, d.h. Programmroutinen, mit denen man verschiedene Cheats (unendlich viele Leben, unendlich viel Munition, Levelauswahl usw.) aktivieren konnte, bestanden diese Manipulationen vornehmlich aus dem Hinzufügen von Intros (heute hat dieser Begriff eine andere Bedeutung, man sagt jetzt daher: Cracktros). Diese Intros waren kurze Animationen, unterlegt mit Musik, in welchen sich die Crackergruppe selbst darstellte. [...] [Textauszug! Volltext hier als RTF-File downloadbar!] Home
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