kunstraum.gleisdorf: Neue Räume
und dann kommt die Flut.
Ein Beispiel österreichischer (Netz)Literatur im
Kontext aktueller Diskussionen
Von Thomas Ballhausen
Vortrag anläßlich des
ncc48 - netART community congress
25 - 27 october 2001: dom im berg graz austria
Xaver Bayer und
Julia Hadwiger in Freundschaft und Dankbarkeit zugeeignet: wish you were here.
Die im Jahr 2000 von Xaver Bayer und Julia Hadwiger ins
Leben gerufene "Flut" (<www.dieflut.at>)
ist ein loser Autorenverbund, in dem schriftstellerische Ergebnisse als auch biographische
Darstellungen, unter Ausschluß kommerzieller Überlegungen im Netz präsentiert werden.
Neben wechselnden Gastautorinnen und autoren soll vor allem den vierzehn
ausgewählten Flut-Mitgliedern die Möglichkeit der Veröffentlichung, als auch der
Kommunikation mit Lesern, die über herkömmliche Projekte und Ausformungen des
Literaturbetriebes vielleicht gar nicht erreicht würden, geboten werden. Über ein durch
ein Passwort geschütztes Datenbanksystem ist es den Autorinnen und Autoren jederzeit
möglich sowohl Fließtext als auch speziell für dieses Trägermedium konzipierte
Passagen und Illustrationen in die "Flut" einzufügen.
Die Möglichkeit einer virtuellen Bibliothek als Orte eines
>neuen Lesens und Schreibens< und Schreiben für das Netz stellt das hier zu
behandelte Beispiele dar, wohl auch, weil die genannten Teilphänomene zusammengenommen
eine Zäsur darstellen. Hier soll uns dann vor allem die flüchtige Bibliothek, in die
sich die Autoren einschreiben, beschäftigen. Wie sich zeigen wird, ist noch zu
diskutieren, inwieweit die Bibliothek als flüchtiger Ort oder besser: als
fluktuierender Ort als Speicher- oder auch Erinnerungsraum geeignet ist.
Die Idee des Virtuellen
Für die nachfolgenden Überlegungen zu den neuen bibliothekarischen und literarischen
Projekten und Entwicklungen, die sich stark an den Möglichkeiten der Neuen Medien
orientieren, scheinen grundlegende Klarstellungen bezüglich des oft missverständlichen
Vokabulars unumgänglich. Primär muß eine Unterscheidung zwischen >Virtualität<
und >Cyberspace< versucht werden. Der Begriff des Cyberspace geht auf den Autor
William Gibson zurück und meint eigentlich eine im Computer erzeugte Umgebung, "wobei
die entsprechenden Reize vom Computer erzeugt und dem Gehirn mehr oder weniger direkt zugeführt
werden". Damit verbunden sind die Vorstellungen und Überlegungen zur Schaffung
virtueller Realitäten, die einem oder mehreren Usern zugänglich gemacht werden. Die
Nähe der beiden Begriffe macht eine strenge Trennung unmöglich, sind sie inzwischen doch
schon "almost interchangeable". Diese so erzeugte Realität, auch
bezüglich des entsprechenden Diskurses, wird zusehends als Konsenshalluzination
betrachtet, läßt sich nichtsdestotrotz aber auf folgende Formel reduzieren: "computers
take us into cyberspace, and cybespace is a virtual reality". Für die
Fragestellungen dieser Ausführungen ist hier v.a. das Konzept und der Aufbau des
Virtuellen von Bedeutung. Die Idee der Virtualität basiert auf den drei folgenden
Elementen:
.) der Repräsentation von Phänomenen, die sich "an das gesamte sinnliche Vermögen
des Menschen richtet"
.) die Interaktion zwischen den "repräsentierten Phänomenen untereinander und
mit dem erzeugenden und beobachtenden Nutzer"
.) die "mediale[n] Erweiterung" unseres raumzeitlichen
Auffassungsvermögens.
Diese, doch sehr optimistischen, Einschätzungen sollen als
Grundlage für die Untersuchung der Konzepte der Bibliotheken und des Schreibens im Netz
dienen. Hierbei soll erneut die Verbindung zwischen Bibliothek und Schreiben betont
werden.
Bibliotheken im Netz
Alle Überlegungen zur virtuellen Bibliothek sind von einer begriffliche Unschärfe
geprägt, die auf die eklektische Nutzung des Bibliotheksbegriffes verweist, was wiederum
als Beweis angesehen werden kann, "daß es sich hier um ein Gebiet handelt, das
noch vollkommen im Fluß ist". Die Evolution der Bibliothekskonzepte bis
zu diesem Punkt ist eingebunden in Entwicklung der Institution von einer automatisierten
zu einer elektronischen, schließlich zu einer virtuellen Bibliothek.
[Textauszug! Volltext hier als RTF-File downloadbar!] | Die Flut
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