kunstraum.gleisdorf: Neue Räume


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Mein Lieblingstisch steht an der Stirnseite des Lokales, vor dem Balkon, der in die Landschaft weist. Ein guter Platz, an dem sich dieser Vortrag vergnüglich schreiben ließ. Gegenüber des "Caffé Poliziano" befindet sich, laut Aufschrift, "the oldest Shop of Montepulciano". Dort werden feine Schreibgeräte, teure Stücke traditioneller Handwerkskunst der Buchbinder und Kalligraphien angeboten. Bücher erscheinen mir, ganz unabhängig vom Text, so auch leere Bücher, als magische Gegenstände.

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Katia und Eliseo

Die Virtualität der Netze birgt eine Neuaflage des Themas vom verschwundenen Körper. Die Telepräsenz des "Netizen", das Pluggin´ in, läßt Leiblichkeit hinter sich zurück. Dieses Motiv ist schon lange vor der Erfindung des Computers mit dem Schreibakt verknüpft worden. Weshalb ich die physische Erfahrung von Schmerz und Genuß, vorzugsweise Genuß, als einen Ausdruck köperlicher Anwesenheit, mit der Situation des Schreibens verbunden halten mag. Was die in Österreich häufige Neigung von Autoren sich in Kaffehäusern aufzuhalten illustrieren mag.

Von diesem kleinen Exkurs in alte Medienbedingungen, die von Papier, Schreibzeug und gutem Wein bestimmt sind, in die Gegenwart der sogenannten Neuen Medien. Wichtige Exponenten der österreichischen Medienszene, vom Agentur-Boss bis zum Medienkünstler, erkennt man dran, daß ihre Garderobe aus dem Wäscheschrank eines britischen Kaplans geklaut wurde. Scottland Yard hat es längst aufgegeben, diese Angelegenheiten zu verfolgen. Medienleute von Rang tragen also schwarze Schuhe, Socken, Hosen, schwarzes Hemd und schwarzes Sakko. Ich spekuliere: vermutlich tragen sie auch schwarze Unterhosen. Ich spekuliere weiter: es mag unter ihnen einige Nonkonformisten geben, die bunte Unterhosen bevorzugen.

Mister Johnny Cash hat nachvollziehbar dargelegt, warum er "allways black" trägt. Von den österreichischen Medienleuten wissen wir es nicht. Ich vermute, der subversive modische Schick britischer Kapläne wird bei uns als subtiles Statement im Österreich der Gegenreformation getragen. [...]

(Textauszug! Der Volltext ist hier als RTF-Datei downloadbar.)
Siehe auch: Die Konferenz | Eine Vorgeschichte
Caffé Poliziano


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