switzerland is everywhere

Emil Grubers Vulkanfrage IV


Von: Hans Fraeulin hans.fraeulin@styria.com
Betreff: Re: ha!
Datum: Dienstag, 04. Februar 2003 17:51

Die Schweizer sind um mindestens 1 Drink zurück. Aus Neonce und Nena ...

1. Akt: Büro des Bürgermeisters

1. Szene

Valerio: Mitterwurzer, räumen Sie den Dreck weg!

2. Szene

Bürgermeister (off): Morgen — Morgen — Grüß Gott — (ad lib., schlägt die Tür auf) Morgen!

suisse025.jpg (16847 Byte)


Valerio: Guten Morgen, Herr Bürgermeister!

Bürgermeister: War wiedermal kein Durchkommen. Verdammte Scheiße!

Valerio: Das können Sie laut sagen.

Bürgermeister: Kein Wort an die Presse! — Jetzt ist der Glacis auch nur noch einspurig befahrbar. Man könnte sich ja dran gewöhnen, wenn der Gestank nicht wär.

Valerio: Wühlen Sie nicht in alten Wunden. Sei wissen doch genau, welchen Schweiß es uns damals gekostet hat, damit die Presse den Geruch nicht mehr erwähnt.

Bürgermeister: Was haben wir heute?

Valerio: Donnerstag.

Bürgermeister: Weiß ich selber. Zu tun!

Valerio: Wie gesagt, Donnerstag. Wöchentlich Bekanntgabe…

Bürgermeister: Ach, verdammt, die Presse. Das kann ja heiter werden.

Valerio: Sie haben damals den Wählern versprochen —

Bürgermeister: — über die Situation der Abfallbeseitigung einmal wöchentlich umfassend und genau zu informieren. (Telefon)

Bürgermeister. — Nein. (legt auf) — Das heißt: Bis zehn Uhr, Beginn der Pressekonferenz: 20 LKW und zwei Bulldozer — zum? — Glacis! Und ab die Post. Damit hätten wir wieder den Status quo mit leichter Verbesserung.

Valerio: Das ließe sich verkaufen, nur — (Telefon)

Bürgermeister: Nur? — Bürgermeister. — Jetzt nicht. (legt auf)

Valerio: Die Frächter streiken.

Bürgermeister: Schamlos! Keinen Groschen mehr für diese Blutsauger!

Valerio: Darum gehts nicht. Sie weigern sich, wenn die Nichtkonzessionierten auch Fracht bekommen.

Bürgermeister: Gut, dann eben ohne die Schrotthändler.

Valerio: Wird gemacht, nur — (Telefon)

Bürgermeister: Nur? — Bürgermeister. — Nein. (legt auf)

Valerio: — kriegen wir keine 20 LKW mehr zusammen.

Bürgermeister: Mit unseren 12?

Valerio: 4

Bürgermeister: Also, gut, 9

Valerio: 4½ — Fünf.

Bürgermeister: Was ist mit den anderen?

Valerio: Frühpension. Sie können nicht mehr.

Bürgermeister: Und der halbe?

Valerio: Motorschaden.

Bürgermeister: Na gut, stellen wir eben neue ein.

Valerio: Von welchem Geld?

Bürgermeister: Arbeitsamt wie immer.

Valerio: Die werden uns wohl kaum einen Lastwagen finanzieren. (Telefon)

Bürgermeister: Ach so. Das heißt? — Bürgermeister. — Noch nicht.

Valerio: Dramatische Verschlechterung in der städtischen Entsorgung.

Bürgermeister: Nicht schlecht formuliert. Wir sollten es wenigstens spannend gestalten. Was haben wir noch?

Valerio: Wohin?

Bürgermeister: Was? — Ach so, wie immer zurück, aber erst nach Redaktionsschluß. Und nicht wieder alle auf einmal. Sie könnten sich da auch mal was einfallen lassen.

Valerio: Hab ich schon. Wenn Sie erlauben? (Telefon)

Bürgermeister: Nun schießen Sie los. — Bürgermeister. — Jetzt nicht! (legt auf) — Bitte.

Valerio: Mont Müll. Wir errichten ein weithin sichtbares Mahnmal zum Gedenken an die drängenden Probleme des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Bürgermeister: Nicht schlecht.

Valerio: Ein Denkmal mit Erlebnischarakter. Seilbahn, Gipfelrestaurant, herrliche Weitsicht, Klettergarten, Müll-Lehrpfad…

Bürgermeister: Nicht schlecht, nicht schlecht. Ich sehe, Sie denken mit.

Valerio: Danke, Chef.

Bürgermeister: Nur —

Valerio: Nur?

Bürgermeister: Wo soll dieser, äh — Mont Müll stehen, äh — errichtet werden? Wo es doch kaum einen Grashalm gibt, der nicht mit Zähnen und Klauen von wenigstens zwei Bürgerinitiativen verteidigt wird.

Valerio: Möglichst zentral. Das senkt die Fahrtkosten. Und wäre eine weitere Attraktion zur Belebung der Innenstadt. So wird es die Geschäftswelt schlucken. Außerdem gibt es in der Innenstadt keine Grashalme.

Bürgermeister: Ideal. Phantastisch. Die Lösung. Genial. Blasen Sie alle Termine ab. Lassen Sie den Wagen vorfahren. Wir machen sofort Lokalaugenschein.

Valerio: Und die Pressekonferenz?

Bürgermeister: Daß man auch alles selber organisieren muß! Ordern Sie einen Bus, der die Presse um 10 Uhr an Ort und Stelle führt. Rednerpult… (Telefon)

Valerio: Glauben Sie nicht, daß wir d ein bißchen zuviel Aufwand betreiben?

Bürgermeister: (hebt ab) Sowas will mein Nachfolger werden. Nein. (legt auf) Mein lieber Junge, merken Sie sich: Dafür kann man gar nicht genug Aufwand betreiben. Der Bürger und seine Presse haben das Recht, auch einmal etwas neues von ihren gewählten Vertretern zu hören. Seit Wochen immer dasselbe: Die heute angefallenen 220 Tonnen Hausmüll konnten erfolgreich vorübergehend in Punkt-Punkt-Punkt untergebracht werden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Bürger, macht Müll! Für unseren neuen Hausberg. Das Denkmal des Jahrhunderts. Wie hieß er noch?

Valerio: (bescheiden) Mont Müll

Bürgermeister: Mont Müll, Mont Müll, Mont Müll — Monte Abfallo, wär vielleicht besser. Geht leichter über die Lippen. Oder Mount Everest.

Valerio: Den gibts schon.

Bürgermeister: Was soll das heißen?

Valerio: Den Namen, meine ich.

Bürgermeister: Wo steht er?

Valerio: Im Himalaya. Es ist, nebenbei, der höchste. (Telefon)

Bürgermeister: Also ist Ihre Idee gar nicht so neu und zweitklassig obendrein? Was solls. Dann muß unserer eben noch höher werden. Bürgermeister.

Valerio: Das werden wir kaum schaffen.

Bürgermeister: Nein. (legt auf) Lassen Sie mich nur machen. So, und jetzt wollen wir keine Zeit verlieren. Dienstwagen, Bus, Rednerpult, Lageplan machen Sie, und ich benachrichtige die zuständigen Stadträte. Was ist? Abmarsch, Bewegung! Es ist halb neun.

Valerio: Herr Bürgermeister —

Bürgermeister: Nun los, Sie lahme Ente!

Valerio: Könnten wir nicht wenigstens auf den Dienstwagen verzichten? In der Innenstadt…

Bürgermeister: Sie meinen Fußgängerzone, Umweltschutz undsoweiter, verstehe. Also Dienstfahrrad. Muß das sein? Das ist doch nur eine Minderheit, die mich nicht auslacht, wenn ich mich abstrample.

Valerio: Nicht notwendig, überhaupt nicht nötig.

Bürgermeister: Sie meinen, zu Fuß? Mein Hühnerauge. Wie weit ist es denn?

Valerio: (freudig erregt) Ganz nah. Sie können es vom Fenster aus sehen. Dort unten —

Bürgermeister: (entsetzt) Das Fenster bleibt zu. Ich bin froh, daß wenigstens hier drinnen frische Luft ist.

Valerio: Schauen Sie. Wir brauchen nur den Erzherzog und seine vier Frauen ein Stück zu versetzen und hätten damit das Areal. Die Obststände —

Bürgermeister: Sind Sie wahnsinnig?

Valerio: Ja warum? (Telefon)

Bürgermeister: Vor meinem Fenster?

Valerio: Es würde von hoher Opferbereitschaft zeugen. Sie gingen mit gutem Beispiel voran.

Bürgermeister: Nein

Valerio: Ihr Platz in der Geschichte —

Bürgermeister: Reden Sie keinen Unsinn!

Valerio: — wäre gesichert.

Bürgermeister: Genug, Sie Trottel. Kommt nicht in Frage.

Valerio: Aber eben noch —

Bürgermeister: Ich scheiße auf den Mount Everest.

[Starseite]


reset | core | home
[6~03]