Gerhard Kofler (Wien / Austria)
DIE SCHWEIZ ISST ÜBERALL
Eine Anekdote aus dem letzten Frieden
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Es war in Panormo auf Kreta, da
saß jeweils, ach nein, ich muß die Geschichte doch etwas moderner, also andersrum
beginnen. Nun in Kreta, es war das Jahr 1988, waren Hannelore und ich mit unserem
fünfjährigen Sohn Kevin (Name keltisch als Kompromiß) eben dort und gingen um etwa 21
Uhr zum Abendessen. Freilich war das für die ansässigen Griechen erst 20 Uhr, da sich
diese um die sogenannte Sommerzeit wenig scherten, sie hatten dafür ja wirklich den
Sommer. Und so aßen außer ein paar Touristen, nur Griechen mit Kleinstkindern mit uns.
Um 22 Uhr träufelten dann die Familien mit Kindern ein, während die kinderlosen und die
Familien mit Teenagern dann um 23 Uhr zu essen begannen. |
Aber ein Herr saß Tag
für Tag um 18 Uhr einsam, friedlich und ich möchte sagen, im stetigen Bewußtsein das
einzig Richtige zu tun, im selben Restaurant und aß. Zumeist vom Meer aus sahen wir ihn.
Nun hatte ich mein Ohr zwar doch eher an St. Gallerinnen geschult, doch konnte ich auch im
tiefen Timbre sogleich das Idiom erkennen, das dann auch immer recht konsequent zu einem
auf der ersten Silbe betonten Déssert hingebrummt wurde.
So wußten wir: Ein Schweizer ist auch
hier unter uns. Er ißt (in schweizer Norm schon damals: er isst) uns vor. Aber er ist
unter uns. Vor uns. Ja, er verteidigte irgend etwas uns völlig Unzugängliches, eine
beständige, überallhin zu tragende INNERE SCHWEIZ, die nur er jedoch nach außen kehren
konnte. Zu Gottes Mühlen paßten schon immer Schweizer Uhren.
sempre vostro
g.k
[Siehe auch: #1] |