Reden, Reflektieren und neugierig sein auf das Fremde - Internetforum [house]
Man kann es allen nur ans Herz legen, das Internet-Forum [house], mit dem sprechenden Untertitel "über das fremde und die peripherie". Initiatoren sind der Schriftsteller Walter Grond, der Germanist Klaus Zeyringer und der Computerspezialist Martin Krusche. [house] grenzt sich in doppelter Weise positiv von anderen Internetprojekten ab. Im Vergleich zu chronologisch organisierten und tagebuchartigen Foren wie "am pool", wo der lockere Plauderton herrscht, oder dem österreichischen "dieflut", wo Alltagsbeobachtung neben Gedicht steht, ist [house] wesentlich vernetzter und sowohl formal als auch inhaltlich vielschichtiger. Gleichzeitig hebt sich [house] angenehm von vielen relativ unübersichtlichen Hyperlinktexten ab. Wie funktioniert [house]?

Klaus Zeyringer schreibt im Editorial: "Ausgangspunkt ist der Roman 'Old Danube House' von Walter Grond, der im August 2000 im Innsbrucker Haymon-Verlag erscheint. Um ihn herum können Wellen in alle möglichen Bereiche schwappen, sich dort dann verselbständigen oder auch wieder zurückflutend." Eine Rezension dieses Romans finden Sie auf unseren Buch-Seiten.

[house] mixt verschiedenste Bereiche miteinander "als Forum für Begegnungen einander fremder Bereiche, als Projekt über das Fremde". Zeyringer: "Der ganze Raum zwischen Politik und privaten Lebensgeschichten, Wirtschaft und Wissenschaft, Medien und Kulturen, Fiktion und Realitäts-Abbildern, Kinderbuch und Erwachsenenfibel, Telenova und Kurzgeschichte, Trivialität und Kunst - steht offen, wird genutzt".

Zum Beispiel: Die Erzählungen. Meist steht ein Bild neben einem Kurztext, und oft ergeben Bild und Text eine interessante Spannung. Urlaubsfotos vom Strand und Gedanken, was daheim in Österreich passiert, zur Zeit, als Wolfgang Schüssel durch einen unterirdischen Gang in die Hofburg geht, um sich zum Bundeskanzler bestellen zu lassen. Das triviale Genre des Fotoromans wird hier lustvoll für neue Inhalte genutzt. Im Urlaub entsteht außerdem auch ein Kinderkrimi von Saskia Grond mit Unterwasseraufnahmen. In der Serie "Heimat" reflektiert Martin Krusche wie in der Oststeiermark unhinterfragt Denkmäler des umstrittenen Schriftstellers Ottokar Kernstock stehen. Von ihm stammen Sätze wie dieser: "Das deutsche Volk feiert schon den Sieg. Nicht den politischen noch, der kocht eben im Blute und wir wissen nicht, wann er gar wird; sondern den größeren. Das glorreiche Wiedererwachen der deutschen Seele." Krusche dazu: "Das Problem in solchen Kontroversen sind ja nicht die Ahnungslosen, denen das alles egal ist. Das Problem sind halbgebildete Opinion Leaders, die sich mit ihrer Meinung exponieren, aber nichts wissen wollen."

Oder: Die Debatte. [house] unterhält mehrere Salons, in den sich verschiedenste Debattierclubs austauschen. Unter "Verlag" sind fertige Texte nachzulesen, etwa zum Thema "Kunst und Gesellschaft". Zu den publizierenden Gästen zählen auch Autoren aus dem arabischen Raum oder die kroatische Autorin Dubravka Ugresic. In "Debatte" werden Beiträge zu Politik, Kultur, Medien und Wissenschaft geschrieben von interessierten Lesern und Internetbesuchern gesammelt. In "Kommunikation" ist der umfangreiche Briefwechsel der Projektinitiatoren nachzulesen.

Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken. Am besten man steigt unter http://www.kultur.at/ ein und klickt dann "house" an.

[quelle: www.literaturhaus.at]