[38•2000]
MI. 005

MI.

[Josipa Crnoja & Dragana Dimitrijevic]


"Fremd"
Von Josipa

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"Fremd"
Von Dragana

Recht bald wußte ich, SIE (Dragana) ist mir nicht fremd. Damit begann ich zu zweifeln, dass es das Fremde gibt. Das Fremde ist nur eine Bezeichnung für unsere Unsicherheit oder besser ausgedrückt, für unsere Unfähigkeit, sich auseinanderzusetzten - mit dem Schönen, dem Hässlichen, dem Gesunden, dem Kranken, mit der Liebe und mit dem Hass. Das sind die Gefühle, die tief in uns sind - also doch nicht etwas Fremdes. Offenbar fällt es vielen schwer, diese Empfindungen an sich heranzulassen. Die Folgen solcher Unfähigkeit sind uns bekannt: Krankheit, Krieg, Fremdenfeindlichkeit.

Bevor sie in eine andere Sprache (als Deutsch) wechselte, wußte ich, wir haben eine gemeinsame Sprache. Nicht nur die, uns verbindet unsere Herkunft aus der gleichen Region, die uns immer ein Mysterium bleiben wird, sowie unsere Seelen. Wir stehen uns nahe, aber nicht zu sehr. Weit genug entfernt, um das Fremde in uns zu bewahren. Ich habe vor kurzem gehört, das Fremde ist wie DU. Ich glaube jedoch, das Fremde bist DU selbst.

Josipa Crnoja



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