[27•2000]
MI. 002

MI.

[Josipa Crnoja & Dragana Dimitrijevic]


DJ: über Josipa und Dragana


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DJ.
Nein, keine Musik vom Plattenteller.
DJ - landläufig für DiscJockey, steht hier für Dragana & Josipa. Über die beiden und ihr Thema, das Fremde, soll/will ich hier Gedanken zum besten geben. Beide erscheinen mir in ihrer Art ziemlich verschieden und doch verbindet sie in meinem Kopf eines: Der kleine Prinz.
Wie das?

Nun, das kam so: 1998 produzierte ich mit Jugendlichen aus dem Umfeld des Wiener Integrationsfonds gemeinsam eine KURIER-Sondernummer. Kids der zweiten Generation und solche, die selbst erst zugewandert waren bzw. hier (in Wien) Zuflucht fanden, recherchierten und schreiben Beiträge, die ihnen selbst am Herzen lagen. Naturgemäß spielte da auch das Fremde eine nicht unwesentliche Rolle. Auch Josipa Crnoja steuerte einen Text bei: "Auf der Suche nach dem Abendstern in der Fremde - Zwischen hier und dort, Zeiten und Kulturen".
Ihrem Text voran stellte sie ein Zitat von Mesa Selimovic:

"Gledao sam zvijezdu vecernjacu, u tudjoj noci, u tudjoj zemlji, tuzan. I mislio, izgubljeno: zvijezdo poznata, ne poznajem te."

"Ich habe den Abendstern in der fremden Nacht, in dem fremden Land traurig beobachtet und habe mich verloren gefühlt: Oh, vertrauter Stern, ich kenne dich nicht mehr."

Bei der Frage, wie sie den Text gerne illustriert hätte, rückte J. mit einem Bild aus St. Exupérys kleinem Prinzen an - auf seinem Planeten sitzend, die Blume neben sich. Traurig schaut er suchend ein bisschen ins Leere, weg vom Stern am Himmel.
Eineinhalb Jahre später sprach sich Dragana in mein Leben - als Kollegin und liebgewordene Gesprächspartnerin sowie Freundin. Unsere erste für mich bewusste Begegnung spielte sich übrigens in Sarajevo ab - anlässlich eines Schulpartnerschaftsprojektes zwischen einem Wiener Gymnasium und der Mittleren Grafischen Schule in Ilidza, einem Vorort der bosnischen Metropole.

Bei ihrem ersten Besuch inmitten all meiner vielen auch chaotisch stapelweise herumliegenden Bücher suchte sie alles nach dem kleinen Prinzen ab. Monate später tanzte sie mit der "Rückkehr des kleinen Prinzen" (Jean-Pierre Davidts, Verlag Rotbuch) an.
Und ist nicht Exupérys Geschöpf die poetische und doch einfach nachzuvollziehende Figur schlechthin, die fremd und vertraut ideal verbindet - wissbegierig Neues entdecken will, aber ohne es für sich zu vereinnahmen, ihm seine Eigenheiten lassen möchte.
Was DJ für mich noch verbindet, ist die beinahe unbändige Lust mit Sprache zu spielen, zu arbeiten.

Vielleicht ein wenig witzig: Beim Grübeln über diesen Text und damit über die beiden Personen fiel mir erst auf, die Tatsache, dass beide aus einem verwandten Kulturkreis kommen, war/ist für mich keine charakteristische Gemeinsamkeit von Josipa und Dragana TACKA (=Punkt)

Heinz Wagner



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