Das jugoslawische Labyrinth

Literatursymposion 1995


3. Podiumsdiskussion 

Ilma Rakusa spricht mit Filip David, Rada Ivekovic, Dzevad Karahasan, Slobodan Snajder und Dragan Velikic

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Textauszug!

podium3.jpg (6275 Byte)... DAVID: Ich möchte nur  daran erinnern, was gestern Ivan Lovrenovic gesagt hat und er hat eigentlich einen Alptraum in mir geweckt: Daß in Bosnien, durch das, was in Bosnien geschieht und geschehen ist, ein kosmisches Loch entstanden ist, das alles verschlingen kann, nicht nur jenes Gebilde, das Bosnien heißt, sondern auch die Länder, die Bosnien umgeben, und auch ganze Kontinente. Und ich befürchte nur eines, daß vieles noch nicht vollendet ist, daß viele Dinge erst in ihren Anfängen stehen und das einzige, was wir tun können, ist, daß jeder einzelne von uns gegen das Bestehen diese schwarzen Lochs kämpft. Denn das einzige, an das ich glaube, ist der Widerstand des Individuums gegen das, was heute vor sich geht. Denn all das hat schon die Realitätslinie überschritten und kann nicht durch irgendwelche üblichen rationalen Mittel gelöst werden. Das heißt, daß wir die Lösung irgendwo in uns selbst finden müssen.

 IVEKOVIC: Filip David ist ein Buddhist geworden.

 DAVID: Ein Mystiker auf alle Fälle.

 IVEKOVIC: Ich schätze das und ich habe auch etwas übrig für diese Art von Mystik. Es gibt viele schwarze Löcher in der Welt, wir sind nicht das einzige, wir sind sicher eines. Ich bin für diesen individuellen Widerstand mit Filip David und allen anderen Freunden, ich fürchte aber, daß der individuelle Widerstand nicht genügt. Ich habe keine Antwort, aber sicherlich ist das nicht genug. Intellektuelle können – aus demselben Grund, aus dem sie Nationalismus verbreiten können, weil sie Zugang zur Öffentlichkeit haben – dazu beitragen eine Widerstandsfront zu bilden oder diese initiieren. Ein Widerstandsfront ist notwendig, damit die Opposition sich formieren kann. Aber wir haben akzeptiert, auch jene, die Anti-Nationalisten sind, auf die Republiken reduziert zu werden, es ist schwierig, unter den gegebenen Umständen eine grenzüberschreitende, gemeinschaftliche Front zu bilden, die eine Chance haben könnte. Oppositionelle Aktivitäten über die Grenzen hinweg werden von Europa oder der internationalen Gemeinschaft nicht (mehr) gefördert. Die Integration Europas erfolgt über die Fragmentierung Jugoslawiens und diesbezüglich wird es kein Zurück mehr geben. ...

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