Das jugoslawische Labyrinth

Literatursymposion 1995


2. Podiumsdiskussion 

Klaus Hensel spricht mit Bora Cosic, Ales Debeljak, Ivan Lovrenovic, Jasmina Lukic und Velimir Viskovic

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Textauszug!

podium2a.jpg (13695 Byte) ... BORA COSIC: Im Grunde genommen profitiert von dem Krieg in Jugoslawien niemand.  Nur diejenigen, die glauben in diesem Moment, daß sie von diesem Krieg profitieren, wissen es noch nicht. Die großen Führer dieser Länder, die großen Leader muß man aufmerksam im Fernsehen betrachten, und leicht ließen sich medizinische Akten für alle von ihnen machen. Natürlich gibt es viele Verbrecher, die über Nacht reich geworden sind in all diesen neuen Königreichen, aber wir wissen alle sehr wohl, wenn wir Detektivfilme sehen, die Mafiosi und ähnliche Leute zeigen, wir wissen, daß das auch nicht ein besonderes Schicksal, ein besonderes Leben ist. Alles ist natürlich ein Würfelspiel und ich würde mit niemandem gerne tauschen, der glaubt, daß er in diesem Krieg etwas gewonnen oder bekommen hat. Natürlich, das, was ich denke, und das, was wir alle hier denken, bedeutet nichts. Klaus Hensel war der erste Mensch, mit dem ich gesprochen habe, als ich aus Belgrad weggegangen bin und es kommt mir so vor, als würde seitdem dieses Interview ununterbrochen andauern. Wir reden ständig darüber, wer ist schuld, wie ist der schuld und warum ist das alles geschehen, aber das müssen wir immer mit einer großen Bescheidenheit machen, denn niemand hört uns zu. Wer ist schuld am Krieg in Jugoslawien? Viel wird über die Eliten gesprochen, über Einzelpersonen, über Verschwörungen, über finstere geheime Gesellschaften, über finstere Pläne und Interessen, und natürlich gibt es viel davon, was auf die Köpfe von einzenen fällt. Das, was ich sagen möchte, ist, und was sicher nicht so optimistisch sein wird, ich glaube, daß auch diese Völker schuld sind. Diese Völker haben ihre Führer gewählt, diese Führer führen sie,  natürlich gibt es jetzt eine große Unsicherheit, ob sie guten Führern folgen oder nicht, aber hunderttausende Menschen haben Waffen und sie töten sich gegenseitig tagtäglich. Das ist das, was wir sehen, und das ist alles, was ich sagen kann.

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