O l i v e r s   L i n k s   z u r   L i t e r a t u r  Thema: Cool

[OLLi] - [Literatur am Draht]

Kathy Acker: Tribut
[*****] Eine der wenigen Stimmen, die William S. Burroughs' Wort und Attitüde ins nächste Jahrtausend retten sollte, war Kathy Acker in ihrer Radikalität und experimentierfreudigen Erzählweise oft... schwer verdaulich. Ähnlich wie der Godfather der Beats waren Leben und Auftreten der Querdenkerin oft zugänglicher als ihr Werk. Wie sie ihre letzten Monate verbrachte, bevor sie an Krebs - relativ plötzlich - starb, geht unter die Haut wie nur ganz wenig auf dem Netz. (http://acker.thehub.com.au/matias.html) (06/98) [mp]
 
Harry Crews
[*****] Deutlicher als diese Website kann eine Liebeserklärung an einen Schriftsteller kaum sein. US-Underground-Halbgott Crews lebte (und schrieb) bereits in den Fünfzigern das, woraus sowohl Kerouac als auch Bukowski ganze Genres drechselten. Vom Road-Trip auf einer Triumph über Knastaufenthalte, von Jobs in Bars, Imbißstuben und Zirkuszelten bis hin zu Kindheitserinnerungen so traurig wie die Südstaaten... Crews war da, sah und berichtete. Der Macher seiner Website war da und las und trug säuberlichst und ausführlich Bio- und Bibliografien zusammen, Links, Zitate von Klappentexten und Schnipsel sondergleichen. (http://sunsite.unc.edu/ob/crews/) (07/98) [mp]
 
James Ellroy: Ellroy Confidential
[*****] Spätestens seit dem Kino-Erfolg von 'L.A. Confidential' sogar im Feuilleton etabliert, hat der 'Demon Dog of American Literature' in den USA und Frankreich schon seit langem eine Fan-Gemeinde, die ihm sechstellige Vorschüsse beschert. Ausführliche Kollektion seiner Connections zum Film, mit neuesten News, Bio, Bibliographie und allem, was dazu gehört. In Französisch und Englisch. (http://www.geocities.com/Paris/1906/ellroy.htm) (06/98) [mp]
 
John Cooper Clarke
[*****] John Cooper Clarke, Punk-Poet aus England, ist ein Genie. Performance und Punk, dass einem vor Freude schon die Tränen kommen, während er (strikte Uniform: schwarz zerplatzende toupierte Mähne, schwarzes Jacket, schwarze Krawatte und schwarze Sonnenbrille) noch sein Mikrophon zurechtrückt. Clarke jongliert mit Haiku, Boulevard-Schlagzeilen und Nihilismus. Er macht das so gut, dass er Menschen dazu bewegt, ihm im Net mit soviel Detailliebe zu huldigen, wie man es in den nicht-kommerziellen, kleiner werdenden Weiten des Internet sonst nur von Homepages über Rockbands kennt - aber eben das ist er: ein Pop-Star mit Kult-Appeal. (http://www.cyberspike.com/clarke) (04/00) [mp]
 
Erosa
[*****] "Ich bin mindestens 18 Jahre alt und möchte erotische Texte lesen." So gefährlich wird es dann doch nicht. Die im Editorial erklärten Gegner "der meist visuellen Pornographie", Sabrina Ortmann und Enno E. Peter, zwei 'alte Hasen' der Literatur im Netz, haben Lyrik und Prosa mit Bildern aus der Aktgalerie des CreativTeams garniert und äußerst ansprechend verpackt. Die dort, im Editorial, zum Programm erwählte Befreiung der Sprache von der Verklemmung ist noch nicht ganz gelungen, der Start der ersten Ausgabe wohl. Dieser Name... Was mir dazu alles einfällt. Error Arosa, Aerosol, the eraser... (http://www.berlinerzimmer.de/erotik/) (01/99) [ds]
 
Hunter S. Thompson: King of Gonzo
[****] Kadenzen, Rhythmus und schierer Wahnsinn sind nicht immer leicht zu übersetzen - was vermutlich der Hauptgrund ist, weshalb Dr. Thompson im deutschsprachigen Raum immer noch viel zu unbekannt ist; bei denen, die ihn kennen, dafür umso beliebter. Und weil das beste zu dem Mann mit dem Credo 'When the going gets tough, the weird turn pro' am treffendsten in seinen eigenen Worten bereits geschrieben wurde, gibt es massig Zitate, ultracoole Bildchen und tolle Illustrationen - sowie natürlich eine Galerie mit Gemälden Ralph Steadmans. (http://www.geocities.com/SoHo/Lofts/5752/index.html) (07/98) [mp]
 
Susanne Berkenheger : WarglaOuargla
[****] WarglaOuargla - die literarische Homepage von Susanne Berkenheger, der diesjährigen (Mit-)Siegerin des Literaturwettbewerbs von ZEIT und IBM. Neu im Netz in zeitgemäßem Design. Die ersten Arbeiten machen Lust auf mehr. (http://ourworld.compuserve.com/homepages/Berkenheger/) (10/97) [ds]
 
Black Ink Verlag
[****] Den kleinen (und sehr wohl feinen) Verlag von Nikolai Vogel und Kilian Fitzpatrick gibt es schon seit 1993. Im Web wird er seinem Namen Black Ink gerecht: mit schwarzer Tinte wurde nicht gespart. So entstanden aufgeräumte Seiten, denen es an nichts fehlt. Es finden sich: das vollständige Programm (Bücher, Noten und Musik-Cds), Leseproben, Autorenportraits, aktuelle Veranstaltungshinweise und ein sehr gut besuchtes WWW-Board zur Literatur. Aktuell entsteht eine Neuausgabe von Rilkes Duineser Elegien online, d.h. man kann ihr beim Wachsen zuschauen. Über Neuigkeiten informiert ein Newsletter. Praktisch.
 
Edi's Online-Magazine
[****] Sonderbar unberechenbar, die Bücher, Buchsuchmaschinen, Buchhinweise ;-) Textausschnitte über Pferde und Menschen, die auf den Hund gekommen sind. (http://home.onestop.net/infoline/, http://www.geocities.com/Hollywood/Hills/4476/) (03/98) [re]
 
Hasecke ,Jan Ulrich: Die Reise nach Jerusalem
[****] Diverse Texte und die "Reise" als Download. Neu: Das Sudelbuch; eine tägliche Kolumne, die es auch per Mail gibt (http://www.koeln.netsurf.de/~JanUlrich.Hasecke/drnj_1.html) (11/96, 09/97)
 
Missing Link - Cyberspace, Philosophie & Kultur
[****] Was hat Nietzsche mit einem Einkaufszentrum zu tun? Postmoderne online! Prädikat: empfehlenswert.
 
Matthias Penzel: Kindstage in Ketten
[****] - der Rock'n Roll-Roman. Matthias Penzel stellt seinen grellbunten Roman in einem Exposé und einem Beispielkapitel vor. Ein echtes Lesevergnuegen. Neu: Das Buch im Hypertextpuzzle. (http://www.textgalerie.de/kit/) (10/97, URL neu 11/98, URL neu 2001/01) [ds]
 
Henry Rollins: 2.13.61
[****] Gefürchtet und geliebt, weil er Gesprächspartnern beim Handdrücken die Knöchel zerbröselt und danach im Detail erzählt, wie direkt neben ihm sein bester Freund erschossen wurde, steht Beton-Lyriker und Ur-Punk Henry Rollins schon seit dem Ableben von Black Flag abseits des normalen Pop/Kommerzgeschehens. Während zu langen Wartezeiten in Hotellobbys, Flughäfen und auf Autobahnraststätten morgens um drei fing er irgendwann an, Texte zu schreiben, die er auch vortragen, aber nicht mit Musik präsentieren wollte. Also veröffentlichte er die Sachen 1984 im (nach seinem Geburtstag benannten) Eigenverlag. Dann nahm er vergessene Sachen vergessener Größen ins Angebot und dann skurrile Neulinge. Alles mit der Frische und Naivität von einem, der nicht vom Literaturbetrieb lebt, der aber professionell genug ist, Nägel mit Köpfen abzuliefern - Querdenker mit Kopf verehrt. Voller Bios und Infos nicht nur zu den im Verlag veröffentlichten Titeln von Iggy Pop, Hubert Selby jr, Henry Miller, Nick Cave, R.K. Overton, die Suicide-Hälfte Alan Vega, Don Bajema, Joe Carducci, dem Kerrang!-Fotografen Ross Halfin, Peter Milne, Stephanie Chernikowski, Joe Cole, Exene Cervenka, Ken Jarecke, Roky Erickson, Glen E Friedman, Michael Gira, Ellyn Maybe, Tricia Warden, Bill Shields, Ian Shoales und Nick Zedd. (http://www.two1361.com/index.html) (11/99) [mp]
 
WIDD- Autoren
[****] Einmal Quererbeet durch die Schubladen der Republik. Hilfreich: Eine knappe Charakterisierung der betreffenden Texte. (http://www.widd.de/autoren/index.htm) (04/97)
 
Uwe Grundmann: The Doors
[***] Fan der Gruppe "The Doors", Biographie, Songtexte, Bilder, weiterfuehrende LINKS, umfassende Bookmarks zu Songs, Musik, Graphikspielerein und Texten im Web. Klare, uebersichtliche Seiten. Sehr schöne Effekte durch Spiel mit Licht und Schatten. (http://home.t-online.de/home/the-doors/) (01/98) [re]
 
Len Kruger: Chevette Dreams
[***] Shortstory in 'The Blue Moon Review' von einem, der auch in der aktuellen Ausgabe von Francis Ford Coppolas Kurzgeschichten-Gazette 'Zoetrope: All-Story' äußerst positiv auffällt und Erzählungen in den Online-Fanzines 'Kudzu' und 'Crossconnect' veröffentlicht hat. Es geht auch in diesen 4000 Worten um die kleinen Ängste und den ganz alltäglichen Wahnsinn der in der Großstadt - nun - Arbeitenden. Krugers rhythmisch sichere Erzählweise kennt kein Pardon, ist ehrlich - und daher voller Witz. (http://www.thebluemoon.com/4/kruger.html) (07/98) [mp]
 
Cyrano Server
[***] Verlegen um einen Liebesbrief? Cyrano de Bergerac - oder besser: seine elektronische Reinkarnation - hilft. (http://www.nando.net/toys/cyrano.html)
 
Freimaurerloge Zur Brudertreue
[***] "Wie viele Freimaurer braucht man... - Das ist geheim." - Nein. der ist schlecht und außerdem von mir. was das selbe ist. aber: "Was macht ein Freimaurer eigentlich an Weihnachten?" Oder: "Woran starb Wolfgang 'Rock me' Mozart?" oder: "Was heißt M.v.St.?" Das sind Fragen, auf die offen Antwort gegeben wird. Also: Nicht zögern: Sapere aude! (  http://www.freimaurerloge.ch ) (01/98, Link neu 03/98) [og]
 
GRIST On-Line
[***] Web-Zine (engl) u.a. mit dem GIF einen Faxes von William Burroughs. (http://www.thing.net/~grist/) (12/96)
 
LIT Magazin (Michael Nett's Homepage)
[***] Texte im ASCII-Look - dafür mit Inhalt.
 
monochrom
[***] (A) Mehr als Sternchen sagt die Selbstdarstellung: "Die monochrom WWW Page definiert sich als Mixtur aus Genie, Wahnsinn, Hypertext und diffizilen Problemen. All die Information, die sich just dorten horten sind als The Meaning of Life und transzendent zu behandeln. Diese Site ist permanenter Metamorphose unterworfen (Scherz). Und außerdem ein hypertextuelles Desaster." Was soll ich da noch sagen. Ach ja: Eine Überarbeitung ist angedroht. :)) Und: das Magazin-Logo könnte nicht besser sein. Und: Mischung aus Punk/Fanzine und Zeitgeistmagazin. (http://eappc7.iap.tuwien.ac.at/welcomemc.html) [11/96]
 
Poetry & Pop: Artikel von Thomas Swiss, aus 'Popular Music', Cambridge University Press
[***] Nette 13seitige Abhandlung zu einem viel zu unerforschten Bereich. Rezensionen der Anthologien 'Sweet Nothings: An Anthology of Rock and Roll in American Poetry' und 'Aloud: Voices from the Nuyorican Poets Cafe' sind der rote Faden, an dem wir von Patti Smith via Rimbaud zu Jim Morrison geführt werden. In Englisch, und unterm Strich nicht ganz so aufregend wie der schöne Titel... (http://www.drake.edu/swiss/poetry+pop.html) (06/98) [mp]
 
Prevezanos
[***] Ein Kultur-Gemischtwarenladen der erstaunlichen Sorte. Neben einer Schlager-Cover-Galerie, Filmkritiken, einem Astrologie-Grundkurs, einer deutschen Synchronsprecher-Liste und anderen Lustbarkeiten gibt es eine Kurzgeschichten-"Sektion" und einen Literaturworkshop, mit Tips für angehende Autoren. Die Seiten sind nicht ganz fertig. Sähe man das Ganze nicht im Web - man könnte es glatt für ein professionelles Printmagazin halten. (http://www.prevezanos.com/) (11/97) [ds]
 
Philipp Pulgers Homepage
[***] Prosa und ein ganzes Drama online "Licht aus, dann wieder aufblenden, der Nachsprecher ist inzwischen hinter dem Vorhang verschwunden". Mit Download. Einen Besuch lohnt auch: "Die andere Seite - The Other Side". (http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Philipp.Pulger/index.htm) (08/97) [ds]
 
Salbader - Belehrung & Erbauung
[***] Herrlich chaotisch. (URL neu 03/99)
 
Social Beat
[***] Es geht um mehr als den mittlerweile etwas ranzig gewordenen Beat, die Kategorien zeigen das auf: Social, Beat, Slam und Poetry. Das lässt sich fast als Spaß buchstabieren. Deshalb gibt es auch die Top 10-Platten von Ziggie (wie so oft bei den Wilden im Heim alles etwas zahmer als man denkt...) und auch eine Ecke für die Poeten unter uns. Der Social-Beat-Poetry-Slam für zuhause - mit besserem Bier und weniger Rauch in den Augen, aber auch weniger Sounds. (http://www.socialbeat.de/) (04/00) [mp]
 
[krusche.grond.house] Ein Kunstprojekt über das Fremde
[*****] Die Tätigkeit des Lesens und das WWW vertrügen sich nicht sonderlich, behauptete Usability-Papst Jacob Nielsen in seiner 'alert box' (http://www.useit.com/alertbox/9710a.html) und empfiehlt scannable text, den mit Gliederungspunkten verzierten Triumph der Schlagwörter. Michael Charlier setzte mit seinem Projekt 'netcontent' (http://www.netcontent.de/) dagegen: scaleble statt scannable soll der Text sein, der schnelle Überblick an der Oberfläche, ja, aber auch mit der Möglichkeit der unendlichen Vertiefung darunter. Walter Grond, Martin Krusche und Klaus Zeyringer haben damit nun Ernst gemacht. Die Basis bildet Gronds Roman 'Old Danube House' - bei Haymon als Buch erscheinen und angewiesen auf dem Papier zu bleiben. Das Webprojekt [house] bietet mit Subtext, Kommentar, Diskurs und Verweisen den skalierbaren Apparat dazu. Im Unterschied zur von Nielsen geforderten 'inverted pyramid' folgt [house] dem Prinzip des Eisberges: in vier Ebenen mit je eigenem Zugang verbreitert sich das Projekt in der Tiefe um auf der untersten (Hintergund-)Ebene Schnittstellen nach außen zur Verfügung zu stellen: die Erweiterung ins uferlose Web und die Öffnung für das Gespräch.
Dies ist - nicht zuletzt weil der Roman selbst an drängende Zeitfragen rührt - eine spannende Sache, die allerdings weniger die im zugehörigen Überbau beschworenen Stärken des Hypertextverfahrens, als vielmehr die der digitalen Publikation gekonnt ausspielt. Die Ordnung der Dokumente ist nämlich durchaus keine rhizomatische, sondern bleibt überwiegend hierarchisch. Damit hätte das Netzprojekt ebenso in print erscheinen können: als Kommentarband zum Roman. Die unbeschränkte Erweiterbarkeit aber ist nur in einem digitalen Medium, die Leserbeteiligung nur via Netz möglich.
Vereinfacht gesagt folgt [house] dem Konzept der kritischen Fanpage oder dem des Feuilletondiskurses. Dies aber auf einem Niveau und mit einem Ernst, der einem einzelnen belletristischen Werk im Web bislang nicht vergönnt war. Eine Innovation, die vielleicht weniger dem literarische Schaffen für das Web, gewiss aber den literaturwissenschaftlichen Schreibverfahren neue Wege aufzeigt.
Um Literaturwissenschaften geht es bei [house] allerdings nur am Rande. Schnell weist die Vorlage über den Bezirk der Belletristik hinaus. Das "Kunstprojekt über das Fremde" stellt Fragen, die uns alle angehen, z.B. die, worin das Fremde sich wem eigentlich zeigt. Und wie einst der populäre Sachtext in die literarische Fiktion Einzug hielt, sehen wir nun das gemeinsame Nachdenken zur Phantasie eines Autors hinzutreten. So wird [house] zum Netzprojekt, das nicht erneut den Tod des Autors beschwört, sondern das mit der Veränderung der Lektüre ernst macht.
Weitere Links:
Der Roman: Old Danube House. Eine Rezension bei amazon.de Der Erzähler und der Cyberspace, Essays von Walter Grond (http://www.kultur.at/house.htm) (08/00) [ds]