BUCHMARKT
Oktober 2000
DER SCHNELLE FEEDBACK-KANAL
Neuer TREND: Nicht nur für Verlage, auch
für einzelne Titel gibt es jetzt Web-Sites
Von Barbara Meixner
...
Weniger marktstrategische Überlegungen des
Verlages, als vielmehr die Netzbesessenheit des Autors waren der Auslöser
für house.at, das Internetprojekt zu dem Ende August im österreichischen Haymon Verlag
erschienenen Titel Old Danube House.
Nebenher und ohne jede finanzielle
Unterstützung hat der Autor Walter Grond miz zwei Partnern einen Kommunikationsraum
geschaffen, der sich aus Themen speist, die im Roman angelagert sind oder sich daraus
entwickeln lassen. Das Buch ist als einziges Medium in der Lage, Komplexität in
linearer Form darzustellen. Das Internet hingegen verstehe ich weniger als neues Medium,
sondern vielmehr als Kommunikationsebene, als Schnittstelle wzischen den Aktivitäten im
realen Raum und der virtuellen Welt der Informationen.
Ziel von house soll das Ankurbeln von Diskussionen
und das Animieren zu neuen Projekten zu dem im Roman entwickelten Themen sein. Grond:
Wir wollen nicht Literatur im Netz, sondern eine Art Salon, der zu Mitarbeit
auffordert, sein.
Dieses Prinzip scheint zu funktionieren. Bei
steigenden Besucherzahlen haben in den ersten Monaten einige Tausend User regelmäßig in
house navigiert und diskutiert. Es bilden sich immer mehr Nischen, in denen die
Besucher die Initiative übernehmen, so Grond. Er sieht die sachte
Möglichkeit, Internet-User, die aus diffusen Gründen Bücherlesen ablehnen und
die gibt es gerade unter jungen Leutenm zu einem Dialog zu bewegen.
Walter Grond meint, dass sich ambitionierte
Internet-Projekte auf der Bezugsebene zu Büchern als Think Tanks eignen. Durch die
Möglichkeit, ständig billig zu verändern, werde das ganze auch betriebswirtschaftlich
interessant. Grond: Durch das Internet werden die Verlage und der Buchhandel nicht
abgeschafft, aber der gesamte Literaturbetrieb könnte Trends wesentlich schneller und
effizienter aufgreifen, wenn er sich vermehrt der technischen Salons bediente. |