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Klaus Zeyringer Schlacht auf dem teutschen Schreibtisch Die verbreiteten rassistischen und fremdenfeindlichen Vorurteile, die heute die "Kronenzeitung" bedient, waren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts auch für den deutschnationalen Priester Ottokar Kernstock ein Boden-Satz seiner holprigen Verse. Das Bodenständige dieses wehrhaften
Reimers wird lokal immer noch als Größe eines Boll-Werkes verstanden und geehrt. Zwar
hat Kernstock ein Hakenkreuzlied geschrieben, zwar hat er Feldzüge gegen ungeliebte
Nachbarn mittels seiner Schreibtisch-Schlachten geistig vorbereitet. Aber dies fällt
heute offenbar vielen nicht negativ auf, können sie doch derartige Sätze auch der
"Kronenzeitung" entnehmen. Der 1848 in Marburg geborene Kernstock
studierte kurz an der Universität Graz, die sich als Bollwerk deutscher Wissenschaft
gegen die Slawen verstand, bevor er ins Chorherrenstift Vorau eintrat und ab 1889 als
Pfarrer auf der Festenburg wirkte. Mit seinen Gedichten, die das Deutschtum besingen und
das Fremde als minderwertig geiseln, hatte er regional großen Erfolg. "Deutsch sein
und zusammenhalten / Alles andre wird Gott walten", erscheint da als mühsam
gereimtes Losungswort, "Die deutsche Eiche" erhebt sich weit über
"Slawenlinden", ein "Julfestspruch" ruft zu den Waffen: "Willst
vom Joch der Überwinder, / Deutsches Volk, du dich befrei'n, / Lehre kämpfen deine
Kinder!"; "Doch seid bereit, euch bis aufs Blut zu wehren", fordert
einer der "Denksprüche für ein deutsches Schulhaus". Der Historiker Johannes Steinbauer faßt in seinem Buch "Land der Hymnen" zusammen: "Mit seinem dichterischen Engagement für den Krieg sicherte sich Kernstock, ungeachtet seiner Deutschtümelei, die Sympathien der Regierung, sowohl in der Monarchie als auch später in der Republik Österreich [...]. Daran änderte auch der Umstand nichts, daß der Dichter im Jahr 1923 auch einmal kurzfristig mit dem Gedankengut der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung geliebäugelt und für diese sogar ein dreistrophiges Gedicht zur Verherrlichung des Hakenkreuzes verfaßt hatte." |
Kernstocks ab 1929 gültige Bundeshymne der Republik Österreich - "Sei gesegnet ohne Ende, / Heimaterde wunderhold! / Freundlich schmücken dein Gelände, / Tannengrün und Ährengold. / Deutsche Arbeit, ernst und ehrlich, / Deutsche Liebe, zart und weich" - wurde von der "Arbeiterzeitung" als "gezwungenes Gereimsel" bezeichnet und karikiert: "Dich pries Pater Kernstocks Leier / ährengold und hirnesweich "... 1938 wurde die Hymne von den Nationalsozialisten verboten, die freilich Kernstock als "Künder jener kommenden Tage Großdeutschlands" posthum würdigten. In der Oststeiermark wird ihm
ungebrochen noch heute gehuldigt. Kernstocks "Gebet vor der Hunnenschlacht"
könnte ja durchaus auch in der "Kronenzeitung" stehen:
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